In den Südtiroler Bergen haben sich mittlerweile schon rund 30 Gastgeber zusammengetan, um genau das zu ermöglichen. Rein und unverfälscht. Die Vitalpina® Hotels Südtirol laden dazu ein, sich in den Bergen wie zuhause zu fühlen. Nicht als Gast, sicher ab und an wie ein König. Aber eben immer auch als Mensch!
Der Rucksack ist gepackt, die Wanderschuhe sind geschnürt. Es geht nach Südtirol, über den Brennerpass, wo für mich immer wieder aufs Neue der Mythos aufflammt. Dabei ist anfangs nichts von weißen Kalktürmen und leuchtenden Gletschern zu sehen. Nur bewaldete Hügel, soweit das Auge reicht. Die ersten Kilometer durchs Wipp- und später durchs Eissacktal wirken daher noch unscheinbar. Doch schon wenige Meter neben der Autobahn soll sich bereits eine wunderbare Bergnatur öffnen. Kilometerweite Wiesen. Lichte Wälder. Und Ausblicke, die einem im Tal noch verwehrt bleiben. Nur wenige Minuten nach Brixen fahre ich deswegen von der Autobahn ab und schlängele mich auf einer engen Straße bergauf. Feldthurns, auf 850 Metern.
Helene Tauber empfängt mich und wie es sich gehört, genießen wir einen ersten Espresso auf der Hotelterrasse. Das schöne Haus ist alt, erzählt sie. Als Wirtshaus wurde es genutzt, aufgrund der gegenüberliegenden Kirche gerne nach der Messe. Seit 800 Jahren stehe dort drüben schon ein Gotteshaus. Wie Helene weitererzählt, über die bereits fünfte Generation im Vitalpina Hotel Taubers Unterwirt, über Höhen und Tiefen, darüber wie die Familie nicht nur den Betrieb, sondern auch das Dorf mitgestaltete, so fällt es mir auf: Ich befinde mich nicht nur im Herzen der Alpen, sondern auch mitten im Leben der Menschen.
Ein erster Spaziergang durch Feldthurns bestätigt das. Die Straße hier herauf wurde erst in den 60er Jahren gebaut. Viele der an ihrem Rand wachsenden Kastanien pflanzte Helenes Großvater eigenhändig, in weiser Voraussicht. Und die Mauersteine der Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt" stehen seit einem halben Jahrtausend aufeinander. Sie lassen mich demütig werden, als ich einen davon berühre. Auf dem Weg zurück ins Hotel kehrt eine alte Dame einen gemauerten Bildstock aus und zupft die rotblühenden Geranien zurecht. Über dem Kruzifix prangt in goldenen Buchstaben „Nicht mein, Herr Dein Wille geschehe“. Da fühle ich mich tatsächlich das erste Mal auf meiner Reise nicht als Gast. Sondern als Mensch.
Nur zehn Minuten später rolle ich auf einem modernen E-Bike den Berg hinauf. Lukas kennt den Weg in- und auswendig, führt wöchentlich mehrmals Rad- und Wandertouren hoch über dem Unterwirt. Ein weiterer Grundstein der Vitalpina Hotels: Neben dem Menschsein, geht’s auch raus in die Natur. Mal sportlich, mal gemütlich. Aber immer zu den schönsten Orten, genussvoll und achtsam. Jedes Vitalpina Hotel führt daher ein gut durchdachtes Wochenprogramm.
Lukas ist 25 Jahre jung. Sportstudent. Fit wie ein Turnschuh. Er kennt jeden von hier sichtbaren Gipfel mit Namen – und wahrscheinlich noch viele weitere mehr. Sein Vater, so erzählt er, habe ihm und seinem Bruder die heimischen Berge nahegebracht, da war er noch ein Kind. Einfaches Wandern empfanden die jungen Burschen allerdings meist als lästige Fleißaufgabe. Wenn aber der Vater ein Bergseil in den Rucksack packte, dann wurden die Augen groß. Denn dann stand etwas Besonderes an!
Zwar hängen die Wolken heute tief, doch schon bald tauchen hinter dem Horizont die ersten Dolomitengipfel auf. Der wuchtige Peitlerkofel. Und die berühmten Geislerspitzen über dem Villnößtal. Selbst auf dem höchsten dieser 3000 Meter hohen Haifischzähne stand Lukas schon. Natürlich mit seinem Vater. Im zarten Alter von elf Jahren. Geschichten, von denen der Einheimische spricht, wie andere vom Fußballspielen. Aber vielleicht ist das einfach so, hier in Südtirol.
Der Rückweg von der Klausner Hütte hinab zum Unterwirt führt uns zunächst ein kleines Stück taleinwärts. Dann rollen wir in leichtem Auf und Ab über wolkenverhangene Weiden, vorbei an uralten Höfen und wiehernden Pferden. Das Hochplateau wird hier und da von Kilometerlangen Steinmauern durchschnitten, die einst als Grenze zwischen Gemeinden und benachbarten Bauern dienten. Einmal müssen wir sogar die Bikes über ein solches Bauwerk wuchten. Mich faszinieren diese Relikte, in denen weit mehr als nur ein ganzes Menschenleben Arbeit stecken muss. Gemeinsam mit den Pferden, den umherziehenden Nebelfetzen und dem Rauschen des Windes, fühle ich mich fast in die mittelalterlichen Highlands versetzt.
(E-)Mtb-Tour, schwer
24,3 km | ➚ 1.250 m
Schon am Anreisetag fand ich gefallen am Vitalpina Konzept. Unterwegs mit den Locals, fühlte ich mich bald selbst so, als sei ich einer. Gutes, gesundes Essen. Wellness. Das abwechslungsreiche Aktivprogramm. Ein wunderbares Haus. Und die warmherzige Gastgeberfamilie. Das sind die einfachen Zutaten für einen Bergurlaub der ganz besonderen Art. Mein Weg aber führt mich tiefer in die Berge, ins Eggental, wo ich bald schon den Dolomiten gegenüberstehe.
Im Vitalpina Hotel Erica in Deutschnofen angekommen, treffe ich auf Alfred. Der Wanderführer begleitet heute die Hausgäste in den Latemar, einen der eindrücklichsten Gebirgsstöcke des Eggentales. Das Wochenprogramm sieht zwar keine schwerere und anspruchsvollere Wanderung vor, doch das Wetter ist gut und geübte Bergwanderer stehen bei einem Aufenthalt in einem Vitalpina Hotel ohnehin keinen unlösbaren Herausforderungen gegenüber. 700 Höhenmeter später: Dank der Seilbahn konnten wir schnell über die Baumgrenze steigen und einen wahren Prachtblick genießen. Und natürlich kennt Alfred seine Berge ebenso gut wie Lukas. An die 50 Mal besteigt er seinen Hausberg, das nahegelegene Weißhorn. Im Jahr versteht sich. Das halte ihn fit, ist sich der Mittsiebziger sicher, während er so leichtfüßig über die Felsen springt, dass ich Mühe habe mitzuhalten.
Der Latemar ist touristisch eher wenig erschlossen. Nur eine einzige Hütte findet sich in dem gigantischen Labyrinth aus Türmen und Spitzen. Die Rundtour durch die Gamsstallscharte und weiter zur Latemarhütte ist deswegen schon lange kein Geheimtipp mehr. Doch der Aufstieg lohnt sich – nicht nur der Ausblicke wegen. Nur selten kann man ohne technische Schwierigkeiten derart alpines Gelände durchwandern!
Am höchsten Punkt unserer Tour angekommen, auf der 2671 Meter hoch gelegenen Latemarhütte scheinen die Felstürme fast schon über uns einzustürzen. Ein besonders schief stehender Felsturm gab der Hütte ihren italienischen Namen. Rifugio Torre di Pisa.
Im wunderschönen Hotel Erica kann ich mich daher erst am späten Nachmittag umsehen. Zwischen einen lichten Kieferwäldchen gelegen, eröffnete das Haus erstmals 1939. Also lange bevor die ersten Skilifte den Wintertourismus ankurbelten. Doch waren es schon immer Pioniere, hier in Deutschnofen. So wurde das Haus schnell erweitert. Mit Sauna, Pool und Wellnessangeboten war man der Zeit schon damals weit voraus. Und das Vitalpina Konzept? Das gab es so ähnlich ohnehin schon. Natürlich, lange bevor Vitalpina 2006 ins Leben gerufen wurde.
Das alles erzählt mir Hotelier und Hausherr Luis Brunner, während er gekonnt die Pasta durch einen ausgehöhlten Laib Parmesan schwenkt. Gekocht habe er immerhin schon als Kind gern. Aber als sein Vater schon früh verunglückte, wurde das Hotel zu seiner neuen Lebensaufgabe. Mit dem Hotelchef per Du am Abendbuffet. Das zeigt hervorragend, wie man sich im Erica fühlen soll: Wie zuhause. Aktiv. Und gesund.
Wieder sitze ich früh morgens im Auto. Das Wetter hatte sich bereits gestern von den letzten grauen Wolken verabschiedet und so stehen wieder warme und sonnige Stunden bevor. Vom südlichen Eggental geht es jetzt wieder nach Norden, aber nicht zurück ins Eisacktal, sondern ins wunderschöne Vinschgau. In Plaus bei Meran parke ich vor einem zauberhaft schönen, mit Weinreben bewachsenen Haus. Dem Schulerhof.
Das Aktivprogramm der Mitglieder der Vitalpina® Hotels Südtirol macht seinen Namen alle Ehre. Pausentage darf man sich natürlich jederzeit gerne gönnen, doch bin ich nicht (nur) zum Relaxen gekommen. Bereits kurz nach meiner Ankunft sitze ich im hauseigenen Wanderbus, mit E-Bikes hinter der Rückbank und einem Wanderführer, der mir lässig die Hand gibt. „Ich bin der Thomas. Willkommen im Vinschgau!“ Ins Schnalstal fahren wir, ein kleines Seitental, ein Ort, an dem selbst an derart sonnigen Samstagen relativ wenige Menschen unterwegs sein sollen. In Karthaus angekommen scheint die Welt tatsächlich noch stehengeblieben zu sein. Das gesamte Dorf geht auf ein uraltes Kloster zurück, dessen Mauern sogar heute noch genutzt werden: Teils restauriert, teils auch nicht, leben heute wieder Menschen hier – nachdem das Kloster vor 100 Jahren fast vollständig abbrannte.
Zu viel Zeit aber lassen wir uns nicht für diese Geschichte. Wir radeln weit hinauf, zur Klosteralm. Unterwegs erzählt mir Thomas nicht nur viel über die Region und die Berge, sondern auch über den Schulerhof. Denn das Haus ist nicht halb so historisch wie es anfangs auf mich wirkte. In den 70ern von einem einzigen Mann durchdacht und geplant, schuf Walter Schuler dieses romantische Refugium am Eingang des Vinschgaus. Das gesamte Areal trägt die Handschrift Schulers, der eigentlich von Beruf Drucker war, den aufkommenden Tourismus jedoch früh erkannte, den eigentlichen Schulerhof daraufhin verließ und hier unten Stück für Stück ein Hotel mit gleichem Namen errichtete. Sogar eine eigene, ausgesprochen schmuckvoll verzierte Kapelle errichtete der fleißige Hotelier eigenhändig, bevor er vor anderthalb Jahren verstarb.
Längst haben wir die Räder abgestellt und wandern dem Gipfel entgegen, da frage ich, woher der Wanderführer so viel über die Familie Schuler weiß. Ein verschmitztes Grinsen ist mir da schon Antwort genug. Natürlich: Der Architekt des Schulerhofs war Thomas' Vater, und vor mir führt mich nicht nur ein Wanderführer zum Gipfelkreuz, sondern der Chef des Hauses persönlich. Berg Heil. Händeschütteln. Und weiter. Über den glitzernden Saxalbsee zurück zur Klosteralm.
Mit Einheimischen durch die Geschichte der Region. Mit Pionieren am Pastabuffet. Mit Hoteliers in den Bergen Südtirols. Das Vitalpina Konzept besteht auf dem Papier aus mehr oder weniger anspruchsvollen Aktivitäten, gesunder Verpflegung, Genuss und Wohlbefinden. In der Realität aber ist es weit mehr. Es ist die Aufnahme in eine Familie, zu der man gerne wieder zurückkehren möchte.
Das spüre ich, als ich mich schon ab Abend von Thomas verabschiede. Ob er mir für den Abreisetag noch eine Wanderung auf eigene Faust empfehlen kann? „Oh ja, sicher: Die Vordere Rotspitze im Martelltal“ kommt da sofort. Dafür solle ich aber früher aufstehen und mehr Zeit einplanen. Thomas verlegt sogar kurzerhand die Frühstückszeit um eine Stunde nach vorne, richtet mir ausreichen Proviant und dazu ein selbstverfasstes Papier mit Landkarte und den wichtigsten Eckdaten. Wanderführer, Hotelier, Mensch. Mit Herz und Seele. Danke!
Wanderung, schwer
5,3 km | ➚ 490 m
Das letzte Vitalpina Hotel meiner Reise lasse ich früh am Morgen hinter mir. Voller Vorfreude, denn ich bilde mir ein, dass Thomas Schuler genau wusste, welche Tour ich als würdiges Finale erachten werde.
Auf stolzen 2000 Metern parke ich nach einer Stunde den Wagen. Die Morgenluft ist kühl und duftet nach ersten Sonnenstrahlen, nach Wasser, Kiefern und Erde. Mehr als eintausend Höhenmeter liegen da noch vor mir. Aber mit derart vielen Erinnerungen und einer stetig wachsenden Weitsicht, gehen mir diese selbst am vierten Bergtag leicht von der Hand. Eine Traumtour. An einem Traumtag. Als landschaftlich einzigartige Wanderung beschreibt Thomas dieses Abenteuer, bei der ich sogar einen verhältnismäßig einfachen 3000er besteigen kann.
Längst habe ich die gigantischen Gletscherfelder des Nationalparks Stilfser Joch im Blick, als ich den Gipfel erreiche. Die Tief- und Ausblicke sind in der Tat ein würdiges Finale. Noch dazu war der Aufstieg außergewöhnlich einsam und auch der Weiterweg zur Marteller Hütte verläuft angenehm ruhig. Die türkisfarbenen Seen, riesige Gletschermoränen, tonnenschwere Marmorblöcke am Wegesrand. Das Eindrucksvolle Panorama, bestehend aus Cevedale, Königsspitze, Zebru und Ortler. All das habe ich für mich alleine. Danke, flüstere ich da leise. Das muss reichen für diesen Moment. Persönlich für diesen Tourentipp kann ich mich schließlich bedanken, wenn ich das nächste Mal im Schulerhof zu Besuch sein werde.
Autor: Benni Sauer
Wanderung, schwer
13,4 km | ➚ 1.030 m
Mehr Infos zu den Vitalpina® Hotels Südtirol gibt's auf vitalpina.info
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