Grau in Grau. Zumindest fast. Es ist eine düstere, fast schon mystische Stimmung. Spalten, Risse im Eis, Felsen, große und kleine, die in Linien angeordnet wirken, wie die Lebensadern des Berges selbst. Gletscher leben. Sie bewegen sich. Sie ziehen ihre Bahnen, formen das Gestein, geben den Alpen ihren majestätischen Charakter. Und trotzdem ist alles starr. Den Schweizer Landschafts- und Naturfotograf Joni Hedinger fasziniert ebendieser Kontrast. Im Interview erzählt er von seiner Arbeit. Von der Vergänglichkeit dieser Bergströme. Von der Message, die seine Bilder transportieren. Und von Social Media, dem zweischneidigen Schwert, das man keineswegs ausschließlich verteufeln sollte.
Bleierne Ruhe? Einsamkeit? Stille? Mitnichten! Der Wald spielt so früh am Morgen eine bunte Symphonie, zwitschert, piepst, klopft und tiriliert von ganzem Herzen. Ich bin nicht allein! Ebenso wie die Tiere des Waldes, so ist aber auch Michael längst aus meinem Blickfeld verschwunden. Etwas einsam fühle ich mich also dennoch. Weit entfernt vom Wanderweg, noch weiter vom Parkplatz. Wie weit? Ich weiß es nicht. Außer Bäumen ist schon lange nichts mehr zu sehen. Nicht einmal mehr die ungefähre Richtung könnte ich bestimmen. Überfordert bin ich also tatsächlich, auf meiner ersten Schwammerlsuche – dabei habe ich noch nicht mal einen Pilz gefunden. Ich spüre, wie ungeübt mein Blick ist. Wie unwissend ich bin. Dann aber plötzlich ein flüsterndes Rufen: Hier! Schlagartig macht sich Aufregung breit!
Hallo Joni. Du tauschst Likes, gegen das, was Bock macht? Was meinst du damit?
Das ist natürlich etwas provokant ausgedrückt, aber im Grunde genau das, was ich meine: Wie viele andere Fotografen war und bin ich auch auf Instagram vertreten. Um dort dauerhaft bestehen zu können, ist man auf Likes angewiesen. Man arbeitet dann fast schon wie von selbst in eine gewisse Richtung. Eben damit die Bilder möglichst vielen Usern gefallen.
Und damit hast du gebrochen?
Zumindest teilweise. Mittlerweile arbeite ich an einigen Fotoprojekten, bei denen ich einfach nur in mich höre. Ich fotografiere, was mir Spaß macht. Was mich fasziniert. Was mich bewegt. Das sind häufig sehr abstrakte Bilder – weit weg von dem, was im Internet funktioniert. Das gefällt nicht jedem, ganz klar. Aber darum geht es mir auch nicht mehr.
Das klingt interessant. Erzähl uns doch zunächst etwas mehr über dich.
Ich bin 32 Jahre alt und lebe in Rapperswil am Zürichsee. Das ist meine Heimat. Hier spiele ich in meiner Freizeit Fußball, Volleyball, oder gehe gemeinsam mit meiner Frau dem Laufsport nach. Gelernt habe ich den Beruf des Schreiners, und auch heute noch habe ich die Werkzeuge hin und wieder in der Hand. Irgendwann aber war die kreative Ader in mir zu stark. Damals hatte ich schon eine erste Kamera. Das war der Auslöser.
Die Berge liegen quasi vor deiner Haustür. Da hast du das Fotografieren vermutlich während dem Bergsteigen erlernt?
Natürlich liebe ich die Berge und bin sehr gerne in den Bergen unterwegs. Aber eigentlich war es anders: Mich haben mehr die Fotomotive als die Gipfel gelockt. Wie schon angesprochen, hatte ich mich zu dieser Zeit stark auf Social Media konzentriert. Darüber habe ich auch viele Freunde kennengelernt, mit denen ich bis heute sehr oft und gerne in den Bergen unterwegs bin.
(...)
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