Pauli Trenkwalder ist weder ein typischer Bergfotograf noch ein typischer Psychologe. In seinem Berufsleben verknüpft er geschickt zwei Branchen. Als Bergführer und Psychologe geht er mit seinen Kunden raus. Auf die Wanderwege, in die Wände, auf die Gipfel seiner Heimat. Seine Couch seien nun mal die Berge, sein Arbeitsplatz, sein place to be. Ebenso geschickt wie im Beruf, vereint Trenkwalder Berge und Menschen mithilfe seines Fotoapparates. Klein und zerbrechlich wirken da die Bergsteiger, fast schon verloren, oft in einer kolossalen Bergkulisse. Wir treffen Pauli Trenkwalder im Ridnauntal der Gemeinde Ratschings. Von hier ist es nur noch ein Steinwurf hinüber ins benachbarte Pflerschtal, wo der Psychologe gemeinsam mit seiner Frau und Tochter lebt. Der sportliche Südtiroler sitzt uns mit langen, lockigen Haaren und wachen Augen gegenüber. Dabei erzählt er, wie er zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Berufe vereint, welche Vorteile die Natur bietet, wenn man sie nur als Arbeitsplatz zulässt. Und er erzählt, dass seine eigentliche Aufgabe nicht das Erzählen, sondern vielmehr das Zuhören ist.
Die Leidenschaft, das Interesse war von beidem da. Das eine war ein Studium. Das andere entwickelte sich aus einer Leidenschaft. Aus dem Klettern. Aus dem Bergsteigen. Aus dem Tun. Beides zu verknüpfen war und ist für mich naheliegend. So weit voneinander entfernt sind die beiden Berufe gar nicht.
Ich schloss meine Bergführerausbildung und mein Studium fast gleichzeitig ab. In München folgte eine systemische Ausbildung, in Österreich eine klinische und gesundheitspsychologische. Natürlich arbeite ich heute auch noch rein als Bergführer. Aber die Kombination aus Bergführer und Psychologe macht einfach Sinn.
Am ehesten lässt sich das vielleicht mit einem Zitat einer meiner Kundinnen beschreiben. Die leidenschaftliche Skifahrerin sagte mir auf einer Skitour, dass sie glaube, wenn ihr Herz aufgehe, wie in diesem Moment kurz vor der pulvrigen Abfahrt, dann gehe ja auch viel leichter etwas in dieses Herz hinein!
Ich beschreibe mein Tun als niederschwelliges, psychologisches Angebot. Wer beispielsweise berufliche oder private Entscheidungen treffen muss, wer so etwas gerne extern besprechen möchte, der ist bei mir gut aufgehoben. Gemeinsam gehen wir dann raus. Oft sprechen wir dabei über Stunden nichts. Das sind wertvolle Momente. Manchmal höre ich auch nur zu. Die Menschen, die zu mir kommen haben ja keine psychische Erkrankung. Sie brauchen keine Therapie, sondern eine Unterstützung, eine Hilfestellung in einer schwierigen Situation.
So kann man das nicht sagen, nein. Mit Dingen wie Waldbaden oder der Heilkraft der Natur kann ich nur wenig anfangen. Was ich mache ist ja kein Hokuspokus. Das Setting, also der Rahmen, in welchem die Gespräche stattfinden, sind die Berge. Da ist es erstmal zweitrangig, ob das nun ein Spaziergang, eine Bergwanderung, eine Kletter-, oder Skitour ist. Wichtig ist allein, dass einem das Herz aufgeht. An die eigenen Grenzen zu gehen ist dabei übrigens nicht nötig, meistens auch gar nicht förderlich. Viel wichtiger ist es, dass die Beziehungsebene zwischen dem Klienten und mir passend ist, eine Ebene, auf der man etwas gemeinsam hat. Im besten Fall bewegt man sich auf der gleichen Wellenlänge.
Pauli Trenkwalder ist Bergsteiger, Fotograf und psychologischer Berater aus Leidenschaft.
Das vollständige Interview mit Pauli Trenkwalder ist in unserer aktuellen Winter-Ausgabe zu finden. Dort liest du mehr über den passionierten Bergsteiger und seine Leidenschaft zur Fotografie, die er meist ausübt, wenn seine Kunden in der Hütte versorgt sind.
Mehr von Pauli unter: www.paulitrenkwalder.com
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