Heutzutage transportieren zwar keine Sänftenträger mehr ihre Gäste von Bad Reichenhall aus auf die Zwieselalm am Fuß des Zwiesels wie noch im 19. Jahrhundert. Doch die oberbayerische Kurstadt ist immer noch so bekannt wie geschätzt für ihre kurzen Entfernungen zu den umliegenden Naturwundern. Als Gründungsmitglied des internationalen Netzwerks „Alpine Pearls“ und Kurort mit wohltuenden Solequellen, seit je auf den Schutz seiner natürlichen Heilmittel und damit der umliegenden Umwelt bedacht:
Wie nah Bad Reichenhall und seine umliegende Bergwelt beieinander liegen, wird spätestens bei drei exemplarischen Wanderungen deutlich, die jeweils im Stadtgebiet starten und nach wahlweise 60, 120 oder 150 Minuten bei reizvollen Einkehrschwüngen enden. So verläuft etwa der Weg zur Niederalm in einer Stunde vom Ortsteil Nonn zum gemütlichen Berggasthof über den Dächern der Alpenmetropole. Die etwa doppelte Zeit sollte man für die Route mit Start am Listsee zur Höllenbachalm einplanen, wo nur Produkte aus eigener Herstellung auf den Tisch kommen. Nochmal 30 Minuten länger dauert die Tour zur denkmalgeschützten Zwieselalm von Karlstein aus, aber die Mühen lohnen sich: Oben angekommen, schweift der Blick bei bayerischer Hüttenkost bis zum Watzmann, höchster Gipfel der Berchtesgadener Alpen.
Die älteste, im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt befördert ihre Passagiere seit Inbetriebnahme 1928 unfallfrei in gläsernen Pavillons vom Ortszentrum auf den Predigtstuhl. Besucher finden auf Bad Reichenhalls 1.614 Meter hohem Hausberg Weitsicht in beschaulicher Gipfelidylle, Spitzengastronomie sowie einen Hauch Nostalgie. Auch liebevoll „Grande Dame der Alpen“ genannt, stehen Bahn und Bergrestaurant samt Kaffeeterrasse unter Denkmalschutz.
Der Thumsee macht seinem Namen als Bad Reichenhalls beliebtestes Naherholungsgebiet alle Ehre – denn wer in der Stadtmitte losradelt, der braucht gerade mal 20 Minuten zu dem oberbayerischen Badegewässer. Bei Sonnenschein in allen Facetten von smaragdgrün bis türkisblau schimmernd, verläuft ein zweieinhalb Kilometer langer Rundweg durch beinah unberührte Natur um den glasklaren Gebirgssee. Beste Ausgangsposition dafür ist der direkt am Ufer gelegene Seewirt, wo im Sommer 1901 schon Sigmund Freud residierte.
Schon seit einem Jahr gibt es in Bad Reichenhall Deutschlands ersten zertifizierten Bergkurwald – und das trotz unmittelbarer Nähe zur oberbayerischen Kurstadt. Doch die gesundheitsförderliche Wirkung des alpinen Waldes gut vier Kilometer westlich des Zentrums wurde sogar von der Ludwig-Maximilians-Universität München wissenschaftlich verbrieft: Waldbadende erfahren dort eine nachweisliche Stärkung des Immunsystems sowie die Linderung von Schlafstörungen, Atemwegserkrankungen und Stresssymptomen. Für Große und kleine Naturentdecker gibt es in diesem Jahr neu die „Familien-Wald-Zeit“.
Bayerisch Gmain schließt unmittelbar an Bad Reichenhall an und ist zu Fuß in einer knappen halben Stunde erreichbar. Die idyllische Gemeinde gilt obendrein als echter „Grenzfall“: Denn nur durch den Weißbach im Osten getrennt, braucht es von Bayerisch Gmain bloß einen Katzensprung ins österreichische Großgmain. Das eigentliche Highlight erschließt sich dem Besucher aber erst, wenn er den Blick schweifen lässt und die „Schlafende Hex“ im Lattengebirge ausmacht. Tatsächlich bilden die drei Türme des Rotofen unübersehbar die Silhouette einer schlummernden Frau – von der Brust bis zur spitzen Nase.
Bad Reichenhall ist vielleicht noch ein Geheimtipp unter Outdoor-Enthusiasten, aber für diejenigen, die die Verbindung von Natur, Gesundheit, Entschleunigung und historischem Charme suchen, ist es längst ein reizvolles Ziel geworden.
Weitere Informationen:
Alpine Pearls ist ein Zusammenschluss von 18 Gemeinden/Orten in den Alpen, die sanfte Mobilität im Urlaub aktiv fördern. Das bedeutet den größtmöglichen Verzicht auf Individualverkehr bei voller Mobilitätsgarantie vor Ort.
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