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Auf der Suche!

Wie Pilze niederschwellig den Jagdinstinkt befriedigen

Bleierne Ruhe? Einsamkeit? Stille? Mitnichten! Der Wald spielt so früh am Morgen eine bunte Symphonie, zwitschert, piepst, klopft und tiriliert von ganzem Herzen. Ich bin nicht allein! Ebenso wie die Tiere des Waldes, so ist aber auch Michael längst aus meinem Blickfeld verschwunden. Etwas einsam fühle ich mich also dennoch. Weit entfernt vom Wanderweg, noch weiter vom Parkplatz. Wie weit? Ich weiß es nicht. Außer Bäumen ist schon lange nichts mehr zu sehen. Nicht einmal mehr die ungefähre Richtung könnte ich bestimmen. Überfordert bin ich also tatsächlich, auf meiner ersten Schwammerlsuche – dabei habe ich noch nicht mal einen Pilz gefunden. Ich spüre, wie ungeübt mein Blick ist. Wie unwissend ich bin. Dann aber plötzlich ein flüsterndes Rufen: Hier! Schlagartig macht sich Aufregung breit!

Als ich Michael finde, hat er schon zwei pralle Maronen-Röhrlinge in seinem Korb gelegt. Was für ein Prachtfund! Unweit eines alten Fichtenstumpfes kniet der glückliche Finder im Moos und schneidet vorsichtig zwei weitere Pilze aus dem Waldboden. Da bin ich mir sicher: Eher wäre ich sogar unbemerkt auf die leckeren Röhrlinge getreten, als sie zu erblicken. Michael aber erklärt mir, dass gar nicht so viel Glück im Spiel war. Maronen-Röhrlinge zersetzen nämlich liebend gern altes Fichtenholz, drum lohne sich ein genauer Blick rund um die alten Stümpfe meist besonders. Es folgt eine kurze Überprüfung: Da der letzte Regen schon eine Weile her ist, zeigt sich ein satt kastanienbrauner Hut, fein filzig und matt. Die Unterseite des Hutes bildet eine schwammartige, leicht gelbe Struktur. Beim Zerbrechen wird die feine Röhrenstruktur sichtbar, die in Sekundenschnelle blaugrau anläuft. Allein das wirkt auf mich schon verdächtig. Doch der Kenner ist sich sicher: Diese Maronen-Röhrlinge werden sich ganz wunderbar in einer gemischten Pilzpfanne machen. Und die Gefahr einer ernsthaften Verwechslung sei nach der Überprüfung ausgeschlossen. Überhaupt eigne sich die Marone besonders für Anfänger. Eine Verwechslung könne zwar theoretisch das gesamte Gericht zunichtemachen, aber immerhin keine gesundheitlichen Folgen nach sich ziehen. Gut zu wissen, denke ich da. Ein Satz, der mir auf meiner ersten Pilzwanderung noch sehr häufig in den Sinn kommen wird.

Zwei Wochen später: Auf meinem Schreibtisch türmen sich mehrere Pilzbücher, eine Landkarte und auf dieser ausgebreitet die verschiedensten Pilze. Wer glaubt Pilze hätten immer einen Stiel und darauf einen Hut, der täuscht sich gewaltig! Die Welt der Pilze ist an Vielfalt nicht zu überbieten. Essbar sind in Mitteleuropa von tausenden Großpilzarten zwar nur etwa einhundert. Weltweit wird die Artenvielfalt aber auf mehrere Millionen geschätzt. Doch Vorsicht: In den heimischen Wäldern sind etwa ebenso viele Pilze giftig wie essbar. Einige davon haben gefährliche Doppelgänger. Und etwa 10 in Mitteleuropa heimische Arten können zu einer tödlichen Vergiftung führen. Auch aus diesem Grund, habe ich mich mit einem Profi kurzgeschlossen. Priv. Doz. Mag. Dr. Martin Kirchmair ist studierter Mikrobiologe, spezialisiert auf Mykologie, Obmann des Pilzvereins Tirol und lernte selbst bei Meinhard Michael Moser – einem der führenden Österreichischen Mykologen. Als Neueinsteiger in dieses komplexe Thema beantwortet mir Kirchmair wichtige Fragen.


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