Editorial | Frühling 2025

Die Unparteiische

Frankreich, 1783. Den Brüdern Montgolfier gelang in den südlichen Voralpen erstmals der Start eines unbemannten Heißluftballons. Ein Meilenstein – das zur damaligen Zeit modernste aller Fortbewegungsmittel. Doch machte sich schnell auch Skepsis breit: Für Menschen, so fantasierte man, sei die Fahrt mit einem solchen Gefährt tödlich. Lungen würden platzen, Blutgefäße reißen. Zwei Freiwillige bewiesen schließlich mutig das Gegenteil.


König Ludwig XVI. gefiel das gar nicht. Niemand dürfe einfach so aus der Luft auf den Adelsstand herabblicken. In der Folge blieben Ballonfahrten meist nur der obersten Gesellschaftsschicht vorbehalten. Dabei wussten die von den gerade aufkommenden Naturwissenschaften begeisterten Montgolfier-Brüder nur eine physikalische Eigenschaft geschickt auszunutzen. 


Sie ist Fundament für all unsere Unternehmungen. Egal ob Skifahren, Wandern oder Biken. Die Natur. Sie lehrt uns alles. Sie ist alles. Heute wissen wir, dass die Skepsis von 1783 zwar menschlich, aber völlig unbegründet war. Sicherheitshalber fordert es der Brauch aber noch immer, Ballonfahrer nach erster geglückter Fahrt in den – zugegeben, nicht ganz ernst gemeinten Adelsstand zu erheben. So auch mich. Die Taufe erfolgte durch eine entzündete Haarsträhne, gelöscht mit einem Schwung Champagner. Genannt werden Piloten und Pilotinnen dann mittels kreativ humorvoller Urkunde meist nach Ort des Erlebnisses. 

2025, kurz unterhalb des Zugspitzgipfels. Am Schneefernerhaus stehe ich im Schneesturm und lasse mir erklären, wie auf Deutschlands höchster Umweltforschungsstation Wissenschaft betrieben wird. Die dort erfassten Daten sprechen eine klare Sprache. Dennoch begegnen die Menschen auch noch 242 Jahre nach den Brüdern Montgolfier wissenschaftlichen Tatsachen oft mit Skepsis und Angst. Zugegeben: Auch mir wurde mulmig, nach der Recherche auf der Zugspitze und nach Gesprächen mit Menschen, welche die Gletscher seit Jahrzehnten genau beobachten. Denn die Alpen, sie verändern sich.


Der renommierte Wissenschaftsjournalist und Physiker Prof. Dr. Harald Lesch beschrieb erst kürzlich die Natur als absolut neutral. Sie sei kein Parteimitglied. In seinem Apell fordert er dazu auf, die Natur und ihre Wissenschaften auch in der heutigen, emotional aufgeladenen Zeit wieder als stille Lehrerin zu verstehen. Und ja, ich bin mir sicher, dass wir sie als Erholungs- und Sehnsuchtsort, als Raum der Freiheit, des Sports und der Lebensfreude werden erhalten können. Und dass wir von ihr noch vieles lernen dürfen.


Viel Spaß, in der Frühlingsausgabe

und draußen in der Natur!


Euer

Herzog Benni Sauer von Zell, den unglaublichen

Weitblick nach Italien genießenden Luftkutscher

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