Bitte einmal alle Sorgen vergessen, schönstes Winterwetter und unvergessliche Augenblicke. Dazu möglichst viele Einkehrschwünge, direkt an den Pisten und Loipen gelegen, mit ausreichend Zeit für das Beisammensein mit gleichgesinnten Genussmenschen. Es darf auch noch ein bisschen mehr sein, mehr von Sonne, Schnee und sichtbarwerdenden Atemwolken – die einzigen Wolken, die wir uns wünschen zu sehen, als wir bei Nebel und Schneeregen in die Region Schladming-Dachstein in der Steiermark einfahren. Im Kofferraum ausreichend Ausrüstung, um das Ski-Opening reichlich zu genießen. Bitte einmal alles und das bitte jetzt sofort.
Scheinbar werden unsere Wünsche erhört, denn als wir zu unserem ersten Tag des Ski-Openings in der Schladminger 4-Berge-Skischaukel aufbrechen, wärmt uns die Sonne den Rücken und die Freude unser Herz. Von neun Skibergen in der Region entscheiden wir uns bequemlicherweise für Hauser Kaibling, Planai, Hochwurzen und vielleicht auch für die Reiteralm – wenn die Zeit es uns gestattet. Denn uns erwartet später am Tag noch ein Date, das wir auf keinen Fall warten lassen können. Also drei bis vier Berge, zwischen denen wir uns gemütlich schaukeln lassen, um die Ambitionen nicht zu sehr überzustrapazieren. Immerhin können wir uns heute von insgesamt 230 Pistenkilometer der Region auf 123 Kilometern nonstop austoben.
Für den Einstieg wählen wir nicht weniger als den höchsten Punkt und damit auch das Höchste für unsere Gefühle. Die Gondel am Hauser Kaibling nimmt uns und unseren Guide der Skischule Hopl mit hinauf auf 2.105 Meter und eröffnet uns oben ein Panorama der Spitzenklasse. Bevor wir unsere ersten Carving-Schwünge durch den Schnee ziehen, wollen wir uns bei diesem atemberaubenden Ausblick doch einmal kurz besinnen: Wir sind wahrlich eine der ersten Wintersportler, die in dieser Saison auf genau dieser Piste die ersten Spuren hinterlassen. Überhaupt ist die Anzahl an Mono- und Zwillingsbrettern an diesem ersten Tag des Ski-Openings überschaubar. Keine Eile, kein Gedränge. Wir holen noch einmal tief Luft und genießen diesen Augenblick. Ein Moment, der sich exakt so gestaltet, wie wir ihn uns noch wenige Stunden zuvor in unseren Wünschen entwarfen.
Doch dann darf es endlich los gehen! Einmal, zweimal Anschieben und dann nur noch fliegen. So fühlen wir uns, als wir die erste Piste am Hauser Kaibling mit unseren eleganten Bögen verzieren. Die erste Abfahrt der Saison ist stets eine besondere, hier sowieso. Sie in dieser Traumkulisse und unter besten Bedingungen absolvieren zu dürfen ist tatsächlich das höchste der Gefühle – für den Augenblick. Denn mit jeder weiteren Spur, die wir in diesen Vormittagsstunden ziehen, schaukeln sich auch unsere Endorphine immer höher hinauf. Gibt es ein Limit, fragen wir uns.
Wir möchten es herausfinden und haben noch für eine ganze Weile Energie, um über alle Berge zu carven. Nach etlichen Abfahrten mehr schwingen wir hinüber zur Planai, um in den Genuss der Schnellsten der Welt zu kommen. Hier finden Weltcup-Rennen der Superlative statt. In dieser Saison wird zum dritten Mal in der Geschichte das inzwischen legendäre Nightrace sehnlichst erwartet. Slalom und Riesentorlauf füllen das Programm und das Planai-Stadion am Fuße der WM-Strecke der Herren. Das Adrenalin wird sich dafür entscheiden zu kochen, anstatt zu gefrieren. Ob nun bei den Rennläufern oder bei den Zuschauern. Gemeinsam werden sie die Geschichtsbücher füllen.
Nun sind auch wir angekommen und entscheiden uns, in den Spuren der Großen zu fahren. Wir lassen uns mit der Achter-Gondel der Planaibahn bis ganz nach oben tragen. Vorbei an Funslope und Funcross-Strecke für flotte Schneewellen und rasante Pistenflitzer. Entlang der Klangpiste, begleitet von harmonischen Tönen. Bis zum Einstieg der schwarzen Weltmeister-Strecke. Wir atmen erneut kräftig durch, als uns die Optik aufs Eis führen möchte. Von hier oben sieht die Abfahrt täuschend steil aus. Doch wir fassen uns ein Herz, wollen uns diesen Spaß nicht entgehen lassen. Zwar sind wir nicht so schnell im Ziel wie die Profis, doch die Begeisterung ist nicht weniger groß, als wir unter dem markanten Metallbogen hindurchrasen und an der Talstation einen ordentlichen Bremsschwung ausführen. Die Herzen klopfen, die Augen leuchten und wir lachen, als hätten wir niemals etwas Besseres erlebt. So fühlen sich also die Schnellsten.
Arpi, unser Skiguide, entscheidet, dass wir das Glücksgefühl noch etwas mehr strapazieren dürfen und führt uns nach dieser fesselnden Pistenrallye zurück zum Hauser Kaibling. Wir finden auch, Glück geht durch den Magen und freuen uns auf eine kulinarische Pause auf der Krummholzhütte. Dort erwartet uns der Gastgeber mit Alm-Gerichten auf Hauben-Niveau. Daniel präsentiert mit seinem Team die Almkulinarik by Richard Rauch. Seit über fünf Jahren ist sie der Fixpunkt für Genießer in der Region Schladming-Dachstein. Der Star- und Gault-Millau-Hauben Kochen Richard Rauch entwickelt dazu mit den Hüttenwirten außergewöhnliche Gerichte. Mit der Besonderheit, dass alle teilnehmenden Hütten ein für sie einzigartiges Gericht kreieren und dafür Zutaten aus der Region, zum Teil sogar aus der eigenen Produktion, verwenden.
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