Strahlende Augen haben wir allesamt. Carmen und Thomas, die beiden Gewinner der winterlichen Schweizreise, aber auch wir, das AKTIV in den ALPEN Team. Der Winter hat es endlich geschafft: Bis ins Rhonetal liegt die weiße Pracht, mit eiskalten Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Ein Bilderbuchwinter!
Wir befinden uns im äußersten Südwesten der Schweiz, dem französischsprachigen Teil des Wallis. Reinschnuppern wollen wir, in das grösste vollständig in der Schweiz liegende Skigebiet, dem drittgrößten ganz Europas. Was uns erwartet? Ein kunterbuntes Programm, welches uns die Vielfalt, aber auch die schiere Größe dieser Bergewelt näherbringen wird. Gespickt ist die ganze Geschichte mit insgesamt vier Highlights.
Nendaz, auf 1400 Metern. Ein hipper Wintersportort, in dessen Zentrum man sich nicht wundern darf, wenn einem auf dem Fußgängerweg auch mal ein Skifahrer entgegenkommt. Ebenso lebt in unserem Hotel der Kontrast. Das MAD Mount liegt in direkter Pistennähe und verbindet heimisches Holz mit fancy Gamingstyle. Der Zimmerausblick bereitet Vorfreude: Ein schneeweißes Dreitausenderpanorama, weit über das Tal hinaus. Hinter Diablerets, Balm- und Bietschhorn, sticht sogar Aletschhorn, einer von 45 Viertausendern im Wallis, in den stahlblauen Winterhimmel. Wenn auch weit entfernt, erinnert uns der kälteste Berg der Alpen an die eisigen Temperaturen, die derzeit herrschen. Und so kleiden wir uns für unser erstes Highlight so warm wie nur möglich ein.
Frédérique ist Skilehrerin der Schweizer Skischule Nendaz. Carmen und Thomas, die sonst eher auf Snowboards unterwegs sind, stürzen sich ins erste Highlight: Eine Einsteiger-Skitour am Rande des Skigebiets. Startpunkt ist Siviez, wo die ersten Höhenmeter noch leicht von der Hand gehen. Frédérique aber wählt bewusst einen etwas steileren Anstieg – und bringt damit Thomas ins Schwitzen. Auf seiner ersten Skitour überhaupt, konfrontiert ihn die Skilehrerin mit der berühmtberüchtigten Spitzkehre. Selbstverständlich fällt Tommy diese ungewohnte Beinarbeit zunächst noch schwer. Doch Frédérique studiert gekonnt seine Bewegung, analysiert, findet Fehler im Bewegungsablauf und korrigiert einfühlsam. Und siehe da: Drei Kehren später arbeitet sich das Team weitgehend problemlos den Hang hinauf.
Eine gute Stunde und einige Lektionen später erreichen wir wieder das Skigebiet. Bis hierher wurde an der Technik gefeilt, mehr oder weniger erfolgreich die Belastbarkeit der Steigfelle ausgetestet und so einiges an Tipps und Tricks gelernt. Einig sind sich in jedem Fall aber alle: Eine Skitour, mit ihrer Ruhe, der dynamischen Aufstiegsbewegung und dem Gefühl sich den Ausblick selbst erarbeitet zu haben, ist und bleibt ein wunderbares Erlebnis. Auch, wenn wir uns das Tiefschneefahren für die kommenden Tagen aufheben und für eine schnelle und sichere Abfahrt dann doch lieber die Piste wählen.
Mit der untergehenden Sonne hüllen sich die Gipfel über dem Rhonetal in ein magisches Leuchten. Vom warmen Hotelzimmer aus genießt das Gewinnerpärchen dieses Schauspiel, während draußen das Thermometer fällt. Mittlerweile liegen die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Nichtsdestotrotz knurrt irgendwann der Magen – und das Abendessen findet heute draußen statt.
Richtig gehört: Noch einmal geht es raus, in eiskalte Bergluft, wo uns Wanderführerin Céline empfängt. Schnell sind die Schneeschuhe angelegt. Für die nächsten 30 Minuten können sich Carmen und Thomas nun einzig durch ihre Bewegung warmhalten. Stockfinster ist es, als Céline nach einer einfachen, aber eindrücklichen Nachtwanderung stoppt. Wir befinden uns irgendwo und nirgendwo, zwischen stockfinsteren Wäldern, steilen Bergflanken und unter einem gigantisch schön funkelnden Wintersternenhimmel. In dieser Traumstimmung trotzt schon bald ein kleines Feuerchen den Naturgewalten. Und an ebendiesem legt die Wanderführerin einen halben Laib Raclettekäse zurecht.
Während wir so warten, genießen wir Speck und Wurst aus der Region, gönnen uns einen Schluck Wein und wärmen uns an den Flammen. Dann wird stückweiße der Käse direkt vom Laib auf das Brot geschabt. Ein unvergleichliches Geschmackserlebnis, dass uns in der selbst errichteten Outdoorküche tatsächlich wohlig und warm werden lässt. Reihum reichen wir die Käsebrote, bis alle satt sind und das Feuer fast erloschen ist.
Einige Erinnerungsfotos später, zieht den beiden Gewinnern aber schon wieder die Kälte in die Knochen. Kein Wunder: Selbst der Wein friert nun schon in unseren Gläsern. Céline hat aber noch eine Kleinigkeit für den Heimweg parat. Ein selbstangesetzter Likör aus ebenso selbstgepflückten Ährigen Edelrauten. Im Sommer sind diese Korbblütler weit über der Baumgrenze an Seiten der Gletscher zu finden. 40 Blüten, 40 Zuckerwürfel und 40 Tage später, ist aus ihnen ein kräftiges Getränk geworden. Wir alle genießen und fühlen die Wärme zurück in unsere Körper strömen. Satt und frisch gestärkt, treten wir so den Rückweg an. Wie wir uns dem Dorf nähern, gewöhnen sich unsere Augen an das dortige Licht und die Sterne wirken längst nicht mehr so intensiv wie noch eben über unserer frostigen Speisetafel. Umso mehr fühlt sich dieses Erlebnis an, wie ein Abstecher in eine fremde Welt. Outdoor-Raclette ist eine so wunderbar einfache und simple Idee von Céline und einer ihrer Kolleginnen, dass sie uns gerade deswegen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Der Folgetag startet wie erwartet. Eiskalt und wunderschön. Sind wir aber gestern noch mit Frédérique abseits der Pisten unterwegs gewesen, wollen Carmen und Thomas heute das riesige Skigebiet erkunden. Nicht weniger als 412 Pistenkilometer sind das. Die 4 Vallées mitsamt ihren wohlbekannten Ortschaften klingen nicht umsonst für Skifahrer und Freerider wie Musik in den Ohren. Nendaz! Veysonnaz! Und der 3330 Meter hohe Mont Fort!
Waren es gestern aber noch die Spitzkehren, führt uns Frédérique heute in die Kunst des Carvings ein. Was dabei ulkig aussieht, sind Positionsübungen, um das richtige Körpergefühl kennenzulernen. Die beiden Schüler hören in diesen Privatstunden gespannt zu und setzen bald schon die ersten Schwünge um. Noch ist natürlich viel Training nötig. Doch die beiden Gewinner sind sich sicher: Einmal mehr fruchtet die einfühlsame und geduldige Art der Lehrerin, die gleich auch vorzeigt, wie es richtig geht. Fast flach auf der Piste liegend streift Frédérique in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über den Schnee – so wie es nur möglich ist, wenn man das Skifahren aus Herzenslust perfektioniert.
Auch wenn wir uns alle kaum eine bessere Lehrerin vorstellen mögen, Hugo macht seinen Job keineswegs weniger gut. Nur eben anders. Ein Skilehrer der alten Schule. Mit sympathisch französischem Akzent und dem starken Drang, auch einmal neben der Piste den Skispaß zu suchen. Etwas skeptisch blickt Thomas ja schon, als ihn der bärtige Skilehrer auffordert zu folgen. Aber wenn es nach Hugo geht, dann lernt man eben auch nur, wenn man mal die Komfortzone verlässt. Off-Piste! Und so versucht sich der gebürtige Dresdner nun in un-, oder nur wenig verspurtem Pulverschnee. Der Erfolg lässt zwar anfangs auf sich warten, doch der Spaß ist groß. Und am Ende sind sich alle sicher: Hugos Art ist zwar eine ganz andere. Doch sind seine Technikstunden ebenso lehrreich, amüsant und lustig, wie die Frédériques.
Weit weg von unserem morgendlichen Startpunkt, schütteln wir in Veysonnaz Hugos Hand. Es ist später Nachmittag geworden und wir alle freuen uns auf den warmen Komfort des nächsten Hotels. Gepäcktransfer natürlich inklusive! Carmen und Thomas verabschieden sich von Hugo – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Direkt vor der Hoteltür enden hier zwar die letzten Lehr-Schwünge. Doch sind die in der Schweiz lebenden Reisegewinner froh, gleich zwei derart begnadete Skilehrer kennengelernt zu haben. Ein Grund von vielen sei das, wieder zu kommen. Nebst der prächtigen Aussicht. Nebst leckerem Käse, der es im Skigebiet sogar auf preisgekrönte Burger geschafft hat. Und natürlich nebst schier endlosen Pisten sowie der immer freundlichen, beschwingten Stimmung. Danke Hugo. Und ganz bestimmt bis bald!
Aufwärmen ist angesagt, im Hotel Chalet Royal. So ganz aber können wir uns noch nicht entscheiden. Lieber in der Sauna schwitzen, oder doch Weitblick vom Balkon genießen? In der Tat ist der Blick einer der schönsten, den wir je aus einem Hotelzimmer bestaunen durften. Fast eintausend Meter unter uns leuchtet der Trubel des Tals zu uns hinauf. Um uns herum aber herrscht bald wieder eine eiskalte Stille. Nur eine Krähe schallt herüber. Ansonsten kehrt hier oben allmählich Ruhe ein, während der Sternenhimmel ein weiteres Mal ausholt, um uns erfolgreich zu verzaubern. Relaxen. Kräfte sammeln. Und ein leckeres Abendessen. Dann fallen bald schon viele müde Augen zu. Denn morgen ist auch noch ein Tag.
Noch höher, noch schneller, noch mehr Action? Bisher waren Carmen und Tommy im Skigebiet 4 Vallées doch eigentlich angenehm ausgelastet. Doch für einen aufregenden Abstecher schnallt sich das Pärchen doch noch einmal die Ski ab – und das inmitten des Skigebiets. Am Col des Gentianes, auf 2950 Metern Höhe, lassen sie sich mutig das Gurtzeug anlegen. Dann folgt die letzte Bergfahrt zum höchsten Punkt des Skigebiets. Hinauf zum Gipfel des 3330 Meter hohen Mont Forts.
Auf den Stufen zur Panoramaterrasse macht sich dann aber doch die Höhe bemerkbar. Schwer schnaufend steht das gesamte Team wenig später am Höhepunkt, bei zwar etwas windigem Wetter, aber hervorragender Weitsicht. Hier steht man urplötzlich den berühmtesten und schönsten 4000ern der Alpen gegenüber. Mont Blanc. Matterhorn und Dent Blanche. Das Zinalrothorn, das wunderschöne Ober Gabelhorn. Und allesamt sind sie von gleißend weiß überzogenen Gletschern umflossen. Ein majestätischer Anblick!
Vom Gipfel des Dreitausenders geht es dann ungewohnt rasant bergab. Mit über 100 Kilometern pro Stunde, an einem Stahlseil hängend. Die Mont 4 Zipline!
Noch auf der Startrampe baumelnd überschlagen sich unsere Gefühle. Da ist der herrlich freie Ausblick hinab auf das Skigebiet und hinauf auf die Viertausender. Da ist die Aufregung und Anspannung, während der Guide hinter uns den Countdown beginnt. Und dann ist da urplötzlich nichts als die Geschwindigkeit, das Adrenalin und die Freiheit. Wunderschön ist es. Ein besonderer Moment. Ein Moment, der es in nur 60 Sekunden vermag, die Erlebnisse dreier Tage zu konzentrieren. Mehr als eine Minute lang fliegt jeder von uns frei wie ein Vogel, saugt dieses Gefühl geradezu in sich auf und kann sich zweifelsfrei noch Jahre später daran erinnern, als sei es gestern erst gewesen.
Autor: Benni Sauer
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