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Im Gespräch mit… Christoph Tannhof

Dr. Tannhof ist Chefarzt der Klinik für Pneumologie des Marienhospitals in Gelsenkirchen, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Schlafmedizin, verfügt über Diploma in Mountain Medicine und Expedition and Wilderness Medicine und ist Vorstandsmitglied der BExMed. Mit ihm sprechen wir über Gefahren, die in großen Höhen auf Bergsteiger lauern. 

Guten Tag Herr Tannhof, was genau ist die BExMed?


BExMed steht für Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin. Unsere Kernaufgabe ist ganz klar die Ausbildung – einst nur von Kolleginnen und Kollegen. Mittlerweile bilden wir aber auch Rettungsassistenten, Krankenschwestern und -pfleger aus. Diese Ausbildung hat neben dem medizinischen immer auch einen alpinistischen Aspekt. Denn jeder Arzt, der im Gebirge unterwegs ist, sollte natürlich auch in der Lage sein, im jeweiligen Gelände weitestgehend selbstständig agieren zu können.


Was verbindet Sie mit der BExMed?


Schon während des Studiums ging ich viel in die Berge. Mit der BExMed kann ich also Freizeit und Beruf perfekt verbinden. Mittlerweile bin ich im Vorstand und die Arbeit bereitet mir viel Freude. Als Allround-Alpinist leite ich dort beispielsweise Ausbildungskurse.


Thema 4000er: Was macht diese Berge so gefährlich?


Natürlich sind da erstmal die objektiven Gefahren: Steinschlag, Gletscherspalten, Absturz. Jeder, der nicht sicher in diesem Gelände ist, sollte sich also schon allein deshalb an einen Bergführer wenden – damit wir als Ärzte im besten Fall überhaupt nichts zu tun haben. Zu diesen Gefahren kommt aber noch die Kälte und insbesondere auch die Höhe.

Werden die 4000er der Alpen dahingehend also womöglich unterschätzt?


Häufig, ja. Noch dazu sind einige 4000er mittlerweile sogar schon eisfrei zu erreichen. Dabei gelten 4000 Meter schon als „große Höhe“. Individuell reagieren Menschen sehr unterschiedlich auf die dortigen Verhältnisse – höhenkrank kann man jedoch auch schon auf einer Höhe von nur 2500 Metern werden. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass die Auswirkungen der Höhe meist mit einer gewissen Latenz zuschlagen. Überfährt man beispielsweise nur eine hohe Passstraße, oder nutzt eine Seilbahn für die schnelle Auf- und Abfahrt, so kommt es nur selten zu Problemen, obwohl derart schnelle Aufstiege eigentlich überhaupt keine gute Vorgehensweise sind. Denn man ist meist wieder unten, bevor etwas ernstes passieren kann.


Gilt das auch für Hochtouren auf Mont Blanc und Co.?


Unter Umständen. Man spricht meist von vier bis acht Stunden, die man in großer Höhe verbringen muss, um wirklich Höhenkrank zu werden. Das beginnt mit klassischen Kopfschmerzen als erstes Warnsymptom, was viele Bergsteiger leider zu gut kennen. Sie gelten als Türöffner für die Acute Mountain Sickness, also die akute Höhenkrankheit, die beispielsweise mit einem Höhenlungenödem, oder noch schlimmer mit einem Hirnödem sehr ernsthaft werden kann. Letzteres gibt es in den Alpen aber extrem selten. Dafür müsste man sich schon sehr lange dort oben aufhalten. 


Was genau passiert denn dabei im Körper?


Das ist ein hypoxämisches Problem (erniedrigter Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes). Dazu muss man wissen: Der Sauerstoffgehalt ist immer gleich und liegt auch auf dem Everest bei 21 %. Je höher aber der Gipfel, desto niedriger ist der dortige Sauerstoffpartialdruck. Es verteilen sich quasi die Sauerstoffmoleküle auf einen größeren Raum. Auf dieses mangelnde Sauerstoffangebot reagiert der Körper erstmal mit Kopfschmerzen. Sauerstoff ist außerdem der zentrale Energieträger im Körper, daher führt eine Unterversorgung zu einer starken Beeinträchtigung der allgemeinen Leistungsfähigkeit, unter anderem aber auch der Organe. 


(...)

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