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Portrait: Gerlinde Kaltenbrunner

Um uns herum Trubel. Viele Menschen. Ich sitze in einem Café irgendwo zwischen München und dem Allgäu. Mir gegenüber eine Frau, die alle 14 Achttausender bestieg – ohne zusätzlichen Sauerstoff. Gerlinde Kaltenbrunner ist die erste Frau, der diese Leistung gelang. 


„Mir ging es dabei nie um Rekorde. Erst nach dem Kangchendzönga, meinem neunten 8000er, dachte ich daran, dass ich vielleicht auch alle 14 besteigen könne.“


Bei derart großen Worten spüren wir beide einen unauffällig fragenden Blick vom Nachbartisch. Mehr nicht. Die einstige Krankenschwester fällt nicht weiter auf. 


Dass Gerlinde dabei selbst auf die höchsten Berge der Welt nicht immer die einfachsten Wege wählte, bestätigt ihre Philosophie. Am 23. August 2011 erreichte sie schließlich den Gipfel des K2. Ihr vierzehnter Achttausender. Über den Nordpfeiler, von der chinesischen Seite aus. Nach drei gescheiterten Expeditionen, nach insgesamt sechs Versuchen auf der gegenüberliegenden Seite des Berges. 


Große Chancen räumte ihr kaum jemand ein. Wer so oft scheitere, solle keine noch schwerere Route wählen. Gerlindes damaliger Mann aber, Ralf Dujmovits, ebenfalls Extrembergsteiger, verstand. Er hatte die magischen Vierzehn schon in der Tasche. Der Nordpfeiler aber war ihm Unbekannt. Grund genug für das Ehepaar gemeinsam nach China zu reisen.


„Am Gipfel angekommen verspürte ich eine große Dankbarkeit. Auch wenn Ralf weiter unten bereits umdrehen musste. Die Dankbarkeit von damals ist selbst heute noch da.“


So kann Gerlinde zehren, von den Erlebnissen, von der Dankbarkeit gegenüber dem Universum, wie sie es ausdrückt. Denn irgendetwas größeres sei da draußen, ist sich die 53-jährige Österreicherin sicher. Ihre Art des Glaubens. In die Kirche ging die junge Gerlinde ohnehin nur, weil der Pfarrer sie nach der Messe mit in die Berge nahm. 


(...)

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