Dreißig Jahre jung ist der Südtiroler Philipp Ausserhofer. Seiner Karriere als Apotheker stand letztendlich die Freude im Wege, die er verspürt, wenn er schnell in den Bergen unterwegs ist. Sehr schnell! Ausserhofer gewann innerhalb kürzester Zeit nationale und internationale Wettbewerbe, arbeitete hart, um seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Heute ist der Ultra-Läufer weit über die italienischen Grenzen hinaus bekannt – und er arbeitet an neuen Projekten. Dabei stehen zwar meist neue Rekorde im Fokus. Aber auch seiner Heimat und Jugend widmet er seine Zeit, wie beispielsweise beim „Homerun“. Ausserhofer lief die 160 Kilometer um das Ahrntal in einem Zug. 11.000 Höhenmeter inklusive. Im Interview erzählt der Sportler über seine Leidenschaft, die Geschichte des Trailrunnings, und er klärt die Frage, ob Trailrunning immer nur „Extremsport“ sein muss.
Hallo Phillipp. Was ist Trailrunning? Wo fängt Trailrunning an und wo hört es auf?
Trailrunning ist meine große Leidenschaft und für mich der schönste Sport der Welt. Dabei hat es mir vor allem die Disziplin Ultrarunning angetan, also Distanzen, die über die Marathondistanz hinausgehen. Mein Favorit, 100km aufwärts, mit möglichst vielen Höhenmetern in technisch anspruchsvollstem, alpinem Gelände. Trailrunning an sich, ist dabei der Überbegriff für unseren Sport: es bezeichnet grundsätzlich das Laufen abseits asphaltierter Straßen. Ich würde da sogar noch einen Schritt weitergehen, denn auch Forststraßen zähle ich für mich nicht als Trails, auch wenn deren Anteil in modernen Trailrunningveranstaltungen immer mehr zunimmt. Für mich findet Trailrunning auf schmalen Singletrails statt, führt über Stock und Stein, um dann irgendwo im hochalpinen Gelände mit grandioser Aussicht seinen Höhepunkt zu finden. Am liebsten im Sonnenauf- oder -untergang.
Wie ist der Sport entstanden und warum ist er so populär?
Der Sport an sich ist schon viel früher entstanden und bekam wohl erst jetzt durch das in-werden die Bezeichnung „Trailrunning“. Früher waren es „Bergläufer“ oder einfach „Spinner“, die die Berge hochgelaufen sind, in Zeiten, die für andere nicht vorstellbar waren. Heute ist Trailrunning definitiv keine Randsportart mehr und als Breitensport in der Gesellschaft angekommen. Ich glaube, das liegt vor allem an der Sehnsucht der Menschen, Zeit in der Natur zu verbringen und sich sportlich zu challengen. Abseits des urbanen Trubels, der lauten Straßen und Menschenmassen. Wir wollen raus in die Natur und die Freiheit der Bergwelt spüren.
Ist Trailrunning wirklich ein Einsteigersport? Was müssen Anfänger mitbringen?
Ja, denn Trailrunning beginnt mit dem ersten Schritt den man laufend am Berg setzt. Die Hürde mit dem Sport zu beginnen und Freude daran zu finden ist sehr gering. Denn gerade am Anfang macht man schnell Fortschritte. Auch ist Trailrunning so vielfältig, dass dort Platz für jede und jeden ist – Höhenmeter und Kilometer sind eigentlich nur Zahlen, Trailrunning ist Erlebnis. Wir sind eine Community die eines verbindet: die Liebe zur Bewegung in der Natur. Und genau das ist es, was Anfänger auch mitbringen müssen: Liebe und vor allem Respekt zur Natur und zur Bergwelt. Dann ist bei uns jeder willkommen. Ein wenig Motivation und Disziplin helfen im zweiten Schritt definitiv.
Sicher gibt es Anfängerfehler, die es zu vermeiden gilt.
Guter Einwand – Ein Tipp, den ich meinen Freunden zu Beginn gerne mitgebe: „Habt Mut zu gehen!“ Gerade zu Beginn kann es hilfreich und effektiver sein, steile Abschnitte zu gehen. Es ist ein Mythos das Trailrunner alles laufen. Gerade im Ultrabereich wird sogar im Elitefeld viel gegangen. Weiters gilt im Vergleich von Trailrunning mit dem klassischen Straßenlauf, dass ersteres anspruchsvoller für Bänder und Sehen im Sprunggelenk ist. Der Grund hierfür ist der Untergrund, auf dem man sich fortbewegt. Das heißt, man muss sich langsam herantasten und steigern. Gerade am Anfang sollte dabei der Fokus auf die Technik gelegt werden und nicht auf die Pace! Die spielt bei uns sowieso eine untergeordnete Rolle und ist nicht, wie im Straßenlauf, das goldene Ei. Bei uns geht’s um die Fähigkeit im technischen Gelände sicher und schnell zu laufen. Also am Beginn kurze Trailabschnitte in die gewohnte Laufrunde einbauen, sich nicht überfordern aber der Herausforderung stellen. Weitere Anfängerfehler sind sicherlich die Wahl des falschen Schuhwerks, Technikfehler beim Laufen und das zu schnelle Steigern der Distanzen. Ausdauer und Geduld helfen dem Körper sich an die neue Belastung anzupassen und den Sport nachhaltig gesund und verletzungsfrei ausüben zu können.
Planung, Vorbereitung, Umsetzung: Wie planst du deine Läufe?
Die Planung eines Traillauf ist fast analog zur Planung einer Bergtour zu sehen. Man ist meist abseits der Zivilisation unterwegs und muss daher, zumindest in den Alpen, bergaffin sein. Das heißt man muss für Wetterumschwünge gewappnet sein, man braucht entsprechend Verpflegung, man muss die Route besser studieren, und vieles mehr. Meine Läufe plane ich selbst immer abhängig von der Art – Trainingslauf oder Wettkampf, Intervalle oder Long Run. Dementsprechend packe ich auch meine Laufweste.
Stichwort Equipment: Was benötigt man für diese Sportart im Allgemeinen und welche Highlights gehören zu deiner eigenen Ausstattung?
Das Schöne am Trailrunning ist, dass beispielsweise im Vergleich mit Triathlon oder Rennradfahren die finanzielle Einsteigerhürde sehr gering ist und im Grunde der Sport so einfach und unkompliziert ist – genau das mag ich. Um anzufangen brauch man eigentlich nur ein paar Laufschuhe mit anständiger Sohle und bequeme Bekleidung. Schon bald wird man sich aber so sehr in den Sport verlieben, dass es nicht bei dem einen Schuhpaar bleiben wird (lacht). Wenn man seine Trailrunden dann ausbaut und auch in die alpineren Gegenden vordringt, erweitert man seine Ausrüstung durch eine Laufweste, Stöcke, GPS-Uhr, Erste Hilfe Paket und spezielle Verpflegung (Gele, Riegel etc.). Mein persönlicher Tipp: lass die Rettungsdecke in deiner Trailrunning-Weste. Immer, nicht nur im Wettkampf. Sie kann Leben retten.
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