Die Bergwelt um Spitzing- und Schliersee ist viel besucht: sowohl von Wintersportlern als auch von Schneehasen, Gämsen und Birkhühnern. Während die Sportler auf der Suche nach perfekten Bedingungen im Mangfallgebirge unterwegs sind, kämpfen die Tiere in den kalten Monaten um ihr Überleben. Hier sind Ranger im Einsatz, die durch die verschneiten Berge ziehen und Wintersportler sensibilisieren. Eine Reportage über einen Arbeitstag zwischen Birkhühnern und Tourengehern.
Am Berg treffen sich Winter und Frühling, an diesem Sonntag im März. Es ist acht Uhr morgens. Die Sonne steht noch nicht allzu lang am Himmel, gibt aber dennoch nicht nur ihr gleißend Licht ab, sondern die Art von Wärme, die es nur dann geben kann, wenn die Tage nach der kältesten und dunkelsten Zeit im Jahr wieder länger werden. Während unten im Tal die Vögel aufgeregt zwitschern, blenden die Gipfel des Mangfallgebirges in der grellen Sonne. Der Himmel ist tiefblau, der Schnee am Berg hoch genug, um Spuren darin ziehen zu können – und der Zug, der von München aus in die Voralpen fährt, ist deshalb so voll, dass Wintersportler und Ausflügler in den Gängen stehen. Manche von ihnen haben sich die Tourenski unter den Arm geklemmt, andere die Schneeschuhe an den Rucksack geschnallt. Ich bin eine von ihnen. Dennoch bin ich heute nicht unterwegs, um meine Bahnen im Frühjahrsschnee zu ziehen, sondern, um einen zu begleiten, der dafür sorgen wird, dass sämtliche Bahnen nur dort gezogen werden, wo es zum Schutz von Natur und Tieren nicht untersagt ist.
Markus Block ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der Sektion München des Deutschen Alpenvereins. Man kann also sagen, dass er sich seit Jahren intensiv mit den Alpen beschäftigt, mit ihrem Ökosystem und ihrem Schutz. Das macht er nicht nur vom Schreibtisch aus, sondern seit Winter 2021 auch in Schneeschuhen: Als nebenberuflicher Ranger ist er im Auftrag der Regional-Entwicklung Oberland in den Bergen rund um Spitzing- und Schliersee unterwegs, um dort Touren- und Schneeschuhgeher sowie Wanderer zu sensibilisieren. Als der Zug in den Bahnhof in Schliersee einrollt und hunderte Wintersportler in der Bergwelt absetzt, wartet Markus Block auf mich in seinem Auto auf dem Parkplatz.
„Wir fahren die ersten paar Hundert Höhenmeter“, begrüßt er mich. Schließlich sind wir nicht für eine gemütliche Sonntagstour unterwegs, sondern wollen dort präsent sein, wo man uns am meisten braucht. Und das ist genau dort, wo die Skirouten und Winterwanderwege aufhören, wo sie auf ein Schongebiet oder gar eine Schutzzone treffen.
Beide Bezeichnungen klingen ähnlich, der Unterschied aber ist von großer Bedeutung: Während Tourengeher in Schongebieten gebeten werden, freiwillig fern zu bleiben, gilt in Schutzgebieten ein behördlich angeordnetes Betretungsverbot. In beiden Fällen geht es schlussendlich aber um ein und dasselbe: Um den Schutz der Wildtiere, die in diesen Gebieten zu Hause sind. Schongebiete und Schutzzonen gibt es rund um den Spitzingsee mehr als etwa zehn verschiedene, darunter zum Beispiel ein Wildschutzgebiet an der Rotwand.
„Dabei geht es überhaupt gar nicht darum, die Wintersportler zu ärgern“, versichert Markus Block mehrmals. Das ist ihm wichtig. „Es geht darum, dass wir auch in zehn Jahren noch hier in den Bergen unterwegs sein können. Wir und die Tiere. Schließlich suchen wir alle die Natur.“
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