Sie haben einst die Pioniere des Alpinismus sicher nach oben geführt. Heute sind sie moderne Dienstleister und stille Begleiter der Berge. So auch der einheimische Bergführer David Hefti aus Davos. Wir haben ihn bei einer Tagesskitour begleitet.
»In between the cover of another perfect wonder and it’s so white as snow«, klingen die Red Hot Chili Peppers aus den Lautsprechern des VW-Transporters während der Fahrt hinauf zum Parkplatz nach Tschuggen. Eine der Lieblingsbands des einheimischen Bergführers David Hefti (1992). Bereits seit seinem achten Lebensjahr ist er auf Tourenskiern unterwegs. Zuerst mit seinem Vater. Heute begleitet er Gäste als Bergführer bei Tagesskitouren. So wie an diesem Freitagmorgen. Frisch überzuckert leuchten die Bergspitzen im ersten Sonnenlicht. Mit angeschnallten Skiern stehen wir alleine mitten auf der Flüelapassstraße. Stille. Der erste klare Tag nach intensivem Schneefall.
Unser Ziel liegt auf der linken Seite: der Fast-Dreitausender Gorihorn auf 2986 Meter über Meer. Dieser Gipfel zeichnet sich durch ein wunderbares Panorama und eine lohnende Abfahrt aus. Wir laufen los, zuerst über den Sommer weg auf den Tschuggenberg. Das Ziel ist noch lange nicht erreicht, doch ich fühle mich jetzt schon angekommen. Nur das meditative Klick-klack der Bindung er tönt bei jedem Schritt. Einsam ziehen wir unsere Spur hinauf. Nach einem steileren Anfang geht es nun flacher in Richtung Nordwesten durch das Tschuggentälli. Weit und breit keine Spur mehr der Zivilisation. Wir fühlen uns ein bisschen wie die großen Abenteurer Reinhold Messner, Heinrich Harrer oder Edmund Hillary. Schritt für Schritt arbeiten wir uns den Berg hinauf.
Die markanten Felszacken weiter oben umgehen wir nördlich durch eine Mulde. Was das Skitouren so spannend macht für David? »Beurteilen und entscheiden, jedes Mal aufs Neue«, sagt er. So auch heute. Aufgrund der Lawinengefahr durch Altschnee sehen wir von der ursprünglichen Route ab – und entscheiden uns spontan für einen unbekannten Gipfel rechts davon. Steil hinauf, eine kleine Flanke. Der körnige Schnee fühlt sich an wie Treibsand. Gar nicht so einfach auf dieser Unterlage hinaufzukommen. Und dann sind da noch die Spitzkehren. Doch auch diese Herausforderung meistern alle Skitour -Teilnehmer. Wir werden sogleich für die Strapazen belohnt: Die Fernsicht ist so gut heute, dass wir gar den Großglockner von hier aussehen. Durchatmen.
Skifelle abziehen, von Sonnen- auf Skibrille wechseln und die Kamera gut verstauen. Zeit für Action. Und zwar bergabwärts. Die Abfahrt erfolgt entlang der Aufstiegsspur zurück nach Tschuggen. Da wir die einzigen Tourengeher am Berg sind, haben wir fast schon Platz zum Verschwenden für unsere ersten Linien im Schnee. Pulverschnee wirbelt auf beiden Seiten hoch. Es ist wie Surfen. Nein, noch viel besser: Es ist wie Schweben. Bei Momenten wie diesen scheint das Glück dieser Welt zum Greifen nah. Und ich erinnere mich ans Lied beim Hochfahren: »… perfect wonder and it’s so white as snow«. Wie wahr.
Autor und Bilder: Franz Thomas Balmer
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