Erinnern wir uns einmal zurück an unsere Kinder- oder Jugendjahre: Was haben wir uns doch gefreut, als die ersten dicken Flocken langsam vom Himmel fielen. Schnell haben wir die Schlitten aus den Kellern geholt, die Handschuhe angezogen und draußen jede Menge Spaß gehabt.
Auf den ersten Blick ist das heute natürlich nicht anders, auch wenn hier und da aus den alten Schlitten moderne Tourenski geworden sind. Ich glaube aber dennoch, dass der Winter damals ein anderer war. Ganz einfach, weil wir ihn durch die Augen eines Kindes gesehen haben – und da zählen bekanntlich andere Dinge als die Höhe der Gipfel, die Wetter-, oder die Lawinenlage. Zum Beispiel zählte für mich damals die schlichte Schönheit des Winters. Sicherlich konnte ich sie als Kind nicht zur Gänze fassen. Wenn aber ein feiner Eiskristall auf meiner Jacke landete, dann zog er mich tatsächlich magisch in seinen Bann. Ich beobachtete ihn. Betrachtete seine Form, seine Einzigartigkeit. Jemand der genau das nicht verlernte, ganz im Gegenteil sogar perfektionieren konnte, ist Norbert Span. Er fotografiert Eiskristalle und verfügt über ein außerordentliches Wissen über die vielleicht grazilsten Gebilde der Natur.
Das Kontrastprogramm zum Schneeflockenmann stellt in dieser Ausgabe Karl Gabl dar. Er ist, wie Span übrigens auch, Meteorologe, wird aber wohl kaum mit detailreichen Eis-Fotografien in Verbindung gebracht. Gabls Welt sind vielmehr Tabellen, Statistiken, Prognosen und Simulationen. Als Wetterflüsterer der ganz großen Expeditionen dieser Welt hat er sich einen Namen gemacht – und es währenddessen nicht verpasst selbst auf die Gipfel zu steigen. Span und Gabl: Beide beschäftigen sie sich mit dem Winter, und haben doch einen ganz anderen Blick dafür.
Ein Winter ohne Arlberg? Das ist fast wie eine Kirche ohne Amen. In dieser Winterausgabe präsentieren wir deswegen den Geburtsort des alpinen Skilaufs besonders detailliert. Im größten Skigebiet Österreichs fanden wir interessante Menschen, spannende Geschichten, jede Menge Pistenkilometer und Unmengen an Schnee. Bis zu elf Meter fallen jährlich vom weißen Gold des Arlbergs. Und vielleicht fällt dort auch bald eine feine Schneeflocke auf deine Jacke. Dann hast du die Wahl: Siehst du sie als Schönheit, als einzigartiges Wunder der Natur? Siehst du sie als Teil eines mächtigen Tiefdruckgebiets, welches mit Wind und Lawinen einhergeht? Oder siehst du sie wie Pfarrer Johann Müller, jenem Mann, der sich 1894 am Arlberg zwei Holzbretter unter die Füße band und wenig später feststellte, wieviel Spaß doch der Winter machen kann?
Heute wissen wir unglaublich viel über die kleinen und großen Phänomene des Winters. Was du allerdings draus machst, was du in der Schneeflocke siehst, das liegt allein bei dir!
Stay Active!
Benni Sauer
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