Es ist kalt. Die Nacht ist längst über uns hereingebrochen, als wir demütig unseren feuchten Atem in die eisige Bergluft atmen. Nur ab und an strahlt ein Licht. Vielleicht der Bauer vom Hof gegenüber. Vielleicht ein Jäger auf dem Weg hinab ins Tal. Oder aber ein Bergsteiger, der zum Sonnenaufgang am Gipfel sein möchte.
Was uns jedoch in diesem Moment wirklich fesselt, ist die Dunkelheit im schweizerischen Naturpark Gantrisch. Magisch lässt die Neumondnacht in absoluter Stille tausende Sterne funkeln. Ein überwältigendes Szenario. Pure Bergnatur.
Das obige Zitat stammt vom John Muir. Der schottische Naturphilosoph starb 1914 in Kalifornien, wo er sich zuvor intensiv mit der dortigen Natur beschäftigte. Als Naturschutz-Pionier gilt er bis heute als „Vater des Nationalparks“. Eine Idee, mit der er sogar 1903 US-Präsident Theodore Roosevelt während eines Campingtrips (!) überzeugen konnte. Der Yosemite-Nationalpark war geboren.
Die mehr als einhundert Jahre alten Bücher von Muir sind heute noch immer echte Seelenwärmer. Ebenso ist sein Schutzkonzept dieser Tage aktueller denn je. Das Berchtesgadener Land, mitsamt seinem wunderbaren Alpen-Nationalpark, hat deswegen einen besonderen Platz in dieser Winterausgabe erhalten. Außerdem nehmen wir euch mit auf die winterliche Reise durch ein fast vergessenes Tal der Schweizer Alpen. Wir berichten aus einer abgelegenen, menschenleeren Bergwelt, in der sich heute sogar wieder Wölfe ansiedeln. Welche Worte wohl Muir dafür gefunden hätte?
Außerdem schauen wir ins Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn und sprechen mit Direktor Norbert Karlsböck über die Möglichkeiten, den Wintersport zukünftig noch nachhaltiger zu gestalten. Bei unserer Reise über alle Berge haben wir uns mit einem Naturführer auf die spannende Suche nach den Wildtieren Südtirols gemacht. Und im Pitztal, da haben wir uns steiles Wassereis hinaufgepickelt. Zugegeben: Der dortige Eisklettergarten ist größtenteils künstlich angelegt. Aber einfacher und vor allem sicherer gelingt einem der Start in diese ansonsten außerordentlich naturnahe Bergsportdisziplin nirgendwo.
Der Fotograf unserer Rubrik „Hinter der Linse“ ist diesmal eine Besonderheit. Mehr Bergführer, mehr Psychologe als Fotograf, hält Pauli Trenkwalder seine Sicht auf die Berge dennoch gerne mit der Kamera fest. Seine Botschaft ist dabei fast immer dieselbe: Wir Menschen sind zu Gast in den Bergen – und können von dort eine ganze Menge mitnehmen. Wir können an ihnen wachsen. Und von ihnen lernen. Fast so, wie es schon John Muir verstand.
Lassen wir also los. Beginnen wir, uns auf die Natur einzulassen – zu finden, anstatt zu suchen. Um dann zu spüren was wir von ihr haben. Denn allein das ist schlicht das großartigste, was und die Berge bieten.
Viel Spaß im Winter. In den Alpen. In der Natur.
Benni Sauer
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