Zu jeder Jahreszeit ist er daher in den Bergen unterwegs. Keineswegs immer nur in Laufschuhen: Auf dem Fahrrad, den Tourenski, oder in Kletterschuhen. Draußen sein ist was zählt! Auf seinem Hausberg, dem Hochstaufen, war er mittlerweile schon mehr als 500 Mal. Und trotzdem ist es immer wieder etwas anders. Die Stimmung, das Licht, der eigene Körper und die Gedanken – da ist es gleich, dass der Trailrunner schon jeden Stein am Weg kennt. Das Laufen steht daher noch immer an erster Stelle im sportlichen Outdoorleben des jungen Fotografen und mit Salomon als Sponsor, wurde das Hobby sogar ein Stück weit zum Beruf.
Hallo Philipp! Der Geschwindigkeitsrausch scheint dir ja in den Knochen zu stecken! Wie kam es dazu und bist du auch manchmal „normal“ in den Bergen unterwegs?
Meine Eltern haben meine beiden Geschwister und mich schon immer mit in die Berge genommen und sich dabei echt viel Mühe gegeben – es wäre deutlich einfacher gewesen die drei kleinen Stoppeln vor den Fernseher zu setzen. Aber unsere Eltern wollten uns die Liebe zur Natur und die Faszination der Draußen-Abenteuer vermitteln – scheinbar sehr erfolgreich!
Als Jugendlicher hatte ich aber dann irgendwann keine Lust auf weitere Outdoor-Aktivitäten und widmete mich lieber Videospielen mit meinen Kumpels. Erst als ich zufällig eine Ausschreibung für ein Skitourenrennen bei uns in der Nähe sah (Götschenfuchs), wusste ich, dass ich da mitmachen will. Das war der Start meiner „Karriere“ als Sportler…
Später hast du dann die Rennen vom Winter auch in den Sommer übertragen. War das eine große Umstellung?
Zuerst diente das Sommertraining lediglich als Mittel zum Zweck um wieder für den nächsten Winter fit zu sein. Ich bin mit meinen Stöcken – ähnlich wie beim Skitourengehen – die Berge um Bad Reichenhall hochgewandert und nachher wieder runtergegangen. Irgendwann hat mich jemand laufend und ohne Stöcke überholt und ich wusste sofort: das ist das nächste Level! Das will ich auch erreichen!
Von da an habe ich die Stöcke immer öfter weggelassen und mich am Berglauf versucht, dann später auch am Bergab-Laufen, also wirklich Trailrunning. Da ich nach wie vor den Winter als Fokus hatte, habe ich zwei Saisonen lange Sommers wie Winters versucht meine Leistung auf Höchstniveau zu halten, aber das hat mich total zermürbt. So habe ich recht bald beschlossen mich auf den Sommer zu fokussieren und den Winter wirklich nur noch „zum Spaß“ zu machen.
Das ist dir sogar sehr erfolgreich gelungen: Du hast es dabei ins SALOMON Athleten-Team geschafft: Respekt! Aber wie kamst du eigentlich zur Fotografie und wie hast du es geschafft beides so gut miteinander zu verknüpfen?
In meinem jugendlichen Leichtsinn und voller Tatendrang habe ich es damals (2015/2016) mit dem Laufen etwas übertrieben und war dann mit einer chronischen Plantarsehnenentzündung über anderthalb Jahre außer Gefecht gesetzt – keine einfache Zeit, wenn man vorher zur Elite des Sports gehört und nachher nicht mehr gescheit gehen kann. Allerdings liebe ich es einfach draußen unterwegs zu sein und so kaufte ich mir eine kleine Kamera, radelte bei uns in der Gegend herum und machte Fotos von allem was mir gefiel. Als mich dann der Salomon Sportmarketing Manager fragte, ob ich nicht für ihn bei einem Event in den Pyrenäen Fotos machen könnte, weil sein Fotograf ausgefallen sei, war das der Startschuss für mein professionelleres Herangehen an die Fotografie…
Durch die Berge zu rennen und dabei auch noch gute Fotos zu machen klingt nach einer besonderen Herausforderung. Mit einem Puls von 180 die Kamera still zu halten, das hört sich schon fast nach Biathlon an!
Ja, man muss echt extrem fit sein, im Idealfall sogar noch fitter als die Sportler selbst, weil man ja nicht nur „Arschfotos“ haben will. Oft fühlt sich dann so ein Shooting-Tag an wie ein Intervalltraining: vorlaufen, blitzschnell eine gute Location scouten, Abdrücken, das Ergebnis checken und das ganze wieder von vorne. Einfacher ist es logischerweise, wenn man das Gebiet schon kennt und weiß, wo die guten Spots sind. Ansonsten muss man permanent überlegen, ob es sich lohnt, wieder vorzusprinten oder die Mühe umsonst ist. Ich würde das Ganze als Run&Gun Shooting bezeichnen. Aber ich fotografiere nicht nur Sport-Projekte oder Rennen! Manchmal habe ich auch ganz „normale“ Shootings, dann ist das ganze deutlich entspannter, weil man den Models sagen kann: bitte nochmal.
Was für eine Ausrüstung kommtdabei in deinen Rucksack?
Da ich am Berg fast & light unterwegs sein will und zwangsweise auch muss, weil die Sportler in der Regel extrem fit sind und keine Lust auf Warten haben, ist meine Ausrüstung auch eher spartanisch gehalten: Eine Kamera, ein Wechselobjektiv, ein Ersatzakku, eine Ersatz-Speicherkarte, Regenschutz und eine Jacke für mich selber. Das wars in der Regel.
Das Abenteuer bleibt dabei keineswegs auf der Strecke, oder? Wir haben tolle Bilder vom Eiger gesehen. Kannst du uns etwas mehr über dieses Projekt erzählen?
Ich liebe es Sport mit Geschichte(n) zu verknüpfen und so sind wir letztes Jahr im April auf den Spuren der „Nordwand-Pioniere“ Toni Kurz und Anderl Hinterstoisser – welche auch aus Bad Reichenhall kommen – mit dem Fahrrad und allem Gepäck nach Grindelwald geradelt, um dann die Eiger Nordwand zu besteigen. Leider gab es zu viel Schnee und wir mussten umdrehen, aber sobald die Verhältnisse es zulassen greifen wir heuer wieder an…
Das heißt du bist nicht nur als Speed-Freak unterwegs, sondern durchaus auch in anderen Bergsportarten? Was machst du denn noch alles?
Hehe, so ziemlich alles was es in den Bergen an Spielarten gibt: Skitouren, Klettern, Paragliding, klassisches Bergsteigen, Langlaufen, Rennrad, MTB. So kann ich das ganze Jahr über aktiv sein!
Da bietet sich ein Blick in dein Tourenbuch an: Welche Berge und Rennen sind dir besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Bei den Rennen fällt mir sofort The Coastal Challenge in Costa Rica ein: Ein 6-Tage Etappen-Lauf durch den Dschungel von Costa Rica – im Februar. Da es bei uns in Mitteleuropa noch Winter ist, dort aber über 30°C und 100% Luftfeuchtigkeit hat, war das für den Körper extrem hart.
Unvergesslich ist auch der Salomon Skyrun South Africa – 100km durch die Wildnis Südafrikas, Stacheldrahtzäune überkletternd, selber navigierend, ein Wasserloch wo man die Flüssigkeit selber purifizieren muss – das war ein irres Abenteuer, das ich allerdings nach 70km abbrechen musste, weil ich mich verletzte.
Was klassische Bergtouren angeht erinnere ich mich gerne an den Teufelsgrat am Mont Blanc – ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem Mont Blanc Gebiet, richtig episch! In guter Erinnerung geblieben ist auch die OstFlitzSpitzTour – eine Kombination aus Watzmann Ostwand, 200km Rennrad nach Grainau und über den Jubiläumsgrat auf die Zugspitze. Ein Abenteuer, zu dem ich ganz spontan gekommen bin…
Das war jetzt nur ein kleiner Einblick. Es gibt noch viel, viel mehr schöne Erinnerungen!
Du giltst ja generell als kreativer Kopf was Projekt- und Tourenplanung angeht. Gibt es vielleicht schon Pläne für zukünftige Projekte, Gipfel und Fotos?
Absolut! Wir wollen heuer im Frühjahr die Seven Summits der Alpen in genau einer Woche mit den Skiern machen. Das wird insofern spannend, weil mit dem Mont Blanc im Westen und dem Triglav ganz im Osten eine doch nicht zu unterschätzende Distanz zurückgelegt werden muss und quasi das Wetter in den gesamten Alpen über eine Woche stabil sein muss. Dazu müssen natürlich die Verhältnisse stimmen!
Dafür wünschen wir schon jetzt alles Gute und viel Erfolg!
Interview: Benni Sauer
1. Sommer oder Winter? Winter
2. Dein Lieblingsgipfel? Dötzenkopf bei Bad Reichenhall, 1.001 m
3. Dein höchster Gipfel? Gipfel: Kalar Patthar 5.644 m, sonst Camp 2 des Mount Everest, ca. 6.300 m
4. Dein zuletzt bestiegener Gipfel?
Eiskogel im Tennengebirge
5. Über welches deiner Fotos freust du dich am meisten? Ich glaube die Frage kann ich erst in ein paar Jahren beantworten
6. Dein Lieblingsgericht? Kartoffel-Gröstel mit Ei und Spinat
7. Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch? „Fotos, die die Welt bewegten“
8. Wie viel Paar Trailrunningschuhe stehen in deinem Schrank? Hahah, sehr viele…
9. Ein Tipp für angehende Bergsport-Fotografen?
Üben, üben, üben – das Gute in der Digitalfotografie ist, dass man einfach wieder löschen kann…
10. Was wolltest du schon immer mal sagen, wonach aber nie jemand gefragt hat?
Lieblingsgetränk: Reichenhaller Leitungswasser, Schönramer Bier und Bioteaque Früchte-Tees
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