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Livigno: Woher kommt dieser Zauber?

Kalt ist es. Kalt, aber wunderschön. Seit wir das schweizerische Graubünden hinter uns gelassen haben, den langen Tunnel unter dem Munt la Schera durchfuhren, befinden wir uns in einer anderen Welt: Stahlblauer Himmel. Schnee, soweit das Auge reicht. Eine Winteroase inmitten der Alpen, irgendwo zwischen Ortler, Piz Bernina und Piz Buin. Livigno!

Gut versteckt. Weit weg von allem.

Jetzt im Winter nur über den Tunnel oder den 2210 Meter hohen Passo d’Eira zu erreichen. Urplötzlich fühlen wir uns mehr als nur angekommen. Geborgenheit. Vorfreude. Glück! Das breite, auslandende Tal, sonnendurchflutet zu jeder Jahreszeit, heißt uns willkommen. Weltoffen, modern und hip. Aber zeitgleich auch abgeschieden wie kaum eine andere Wintersportdestination. Urig. Verträumt. Und magisch. Wie wir in das Tal hineinfahren, beschließen wir, diesem Zauber auf den Grund zu gehen.

Das Glück auf zwei Brettern

Glasklar steht die Luft. In der Nacht ist das Thermometer auf eisige 27 °C minus gefallen. Derartige Temperaturen sind selbst für hartgesottene Livignaschi eine Seltenheit. Doch schon im Hotel verspricht man uns die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Und für alles weitere wisse Romeo schon eine Lösung. Und so frühstücken wir vor der Fensterfront, die ein Temperaturgefälle von knapp 50 °C aufrechterhält. Gerne noch eine Tasse Kaffee mehr. Wir haben es nicht eilig. Denn in Livigno ist es nirgendwo weit zum nächsten Skilift. 


Romeo Antonioli treffen wir erstmals an der Scuola Sci Centrale, auf der Westseite des Tales. Die Wollmütze in Grün, Weiß, Rot. Schick verspiegelt die Sonnenbrille. Und ein grauer Schnauzbart, unter dem unaufhörlich ein schallendes Lachen erklingt. In der Gondel lernen wir uns kennen – soweit das überhaupt nötig ist. Denn bald schon kommt es uns so vor, als würden wir uns seit einer Ewigkeit kennen. Übrigens: Der Mittsiebziger feiert in dieser Saison Jubiläum. Stolze 50 Jahre ist er nun schon Skilehrer. Grund zur Freude! Dann aber, kurz vor Erreichen der Bergstation, wird Romeo still. Jetzt spürt er endlich die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, schließt die Augen, kehrt in sich. Morgenroutine? 

So wie uns das Tal mit weitem Blick und einladender Topographie empfing, so begrüßen uns auch die Pisten. 115 Kilometer – verteilt auf 100 Quadratkilometern! Das bedeutet viel Platz für jeden. Vom Anfänger, bis zum Profi. Durch die Nord-Süd-Ausrichtung des Tales ergibt sich außerdem ein weiterer Vorteil. Morgens genießt man die aufgehende Sonne auf den Osthängen. Nach dem Mittag wechselt man einfach in wenigen Minuten per Gratis-Shuttle auf die gegenüberliegende Seite. Sonne satt!


Romeo zeigt uns seine Pisten. Aber auch seine Berge. Jeden der von hier oben sichtbaren Gipfel habe er bestiegen. Einige unter schwierigen Bedingungen. Gleich hier nebenan, am Munt Cotschen, entging er nur um wenige Zentimeter eine Lawine. Vieles hat der Winterfreund schon erlebt. Schnell aber überwiegen die schönen Momente. Wir folgen unserem Guide, schneiden uns ein Stück von seiner Lebensfreude ab, genießen Espresso mit einem Schuss Sambuca. Wir besuchen seine Freunde auf und neben der Piste. Leben in den Tag hinein. Jetzt verstehen wir, warum der Skilehrer manche Stammgäste nun schon seit mehreren Jahrzehnten betreut. Mit Romeo wird Skifahren selbst auf den Traumpisten Livignos fast zur Nebensache. Es geht ums Glücklichsein! 

Little Tibet

In den Pausen, und davon gibt es viele, erklärt uns der Romeo seine Welt. Im Sommer arbeite er unten im Tal, als Maler. Im Herbst als Jäger. Und im Winter ist er auf den Pisten Livignos unterwegs, meistens bis in den Frühling hinein. Aufgrund der besonderen Lage sei das bis Anfang Mai problemlos möglich.


Von hier oben blicken wir gemeinsam auf Livigno herab. Das Hochtal, auf 1800 Metern gelegen, zeigt sich friedlich, von seiner schönsten Seite. Kleines Tibet, nennt es Romeo liebevoll. Dabei ist Luxus, Skifahren und Alpenromantik in Livigno ein ausgesprochen junges Gut. Erst zehn Jahre vor Romeos Skilehrerausbildung baute ein Deutscher den ersten Skilift Livignos. Davor waren die Bewohner bettelarm, oft monatelang von der Außenwelt abgeschnitten. 


(...)

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