Bergsteigen verspricht Freiheit. Nirgends fühlen sich Alpinisten so frei, wie auf hohen, ausgesetzten, wilden Berggipfeln. Ganz besonders, wenn die Gipfel oberhalb der 4000-Meter-Marke liegen. Diese Tatsache allein macht einen Viertausender natürlich nicht mehr oder weniger schwierig als beispielsweise einen Dreitausender. Trotzdem sind die höchsten Berge der Alpen etwas Besonderes – in vielerlei Hinsicht. Auch für Hans Hocke.
Als Bergführer und Mitglied des Nachwuchsfördercamps für Bergführer und Bergführerinnen (Evaluation Camps) weiß Hocke, worauf es dort oben ankommt. Wir sprechen mit ihm darüber, was Neulinge in diesen Höhen erwartet und wie eine erste Besteigung sicher und kontrolliert ablaufen sollte.
Hochtourengehen gilt als Königsdisziplin des Alpinismus. Nicht nur weil dabei die höchsten Gipfel bestiegen werden, die zudem oft auch besonders imposant, geschichtsträchtig und gletscherverhangen Eindruck schinden. Vielmehr fordert eine anspruchsvolle Hochtour den ganzen Alpinisten. Hocke, der sich mit den Lehrinhalten der Bergführerausbildung bestens auskennt, merkt dazu an: „Aus rein fachlicher Sicht macht es für die Ausbildung keinen großen Unterschied, ob man nun über, oder unter der 4000er-Marke unterwegs ist. Die Basics müssen sitzen, egal wo.“ Soll heißen: Seilhandling, Spaltenbergung, richtiger Umgang mit Steigeisen und Pickel sind überall essenziell. Wo also für den Otto-Normal-Bergsteiger die Faszination der Viertausender beginnt, bestechen ausgebildete Bergführer mit ernüchternder Professionalität? Nicht ganz! Hocke erklärt die Unterschiede.
Da sei zunächst einmal die schiere Größe der Berge. „Selbst wenn man viel in den Ostalpen unterwegs ist, dort lange und anspruchsvolle Touren geht, so sind dennoch viele Bergsteiger überrascht über die Dimensionen der Westalpen.“ Und genau hierin liegt ein erstes Problem. Denn zu den gewaltigen Gipfelaufstiegen kommt ein zweiter Umstand erschwerend hinzu. Die Höhe! Zwar reagieren Menschen sehr unterschiedlich auf die dünne Luft. Wer aber zum ersten Mal in derartigen Höhen ist, sollte unbedingt damit rechnen wesentlich langsamer unterwegs zu sein als üblich. Der niedrige Sauerstoffpartialdruck führt schnell zur Erschöpfung, Lunge und Herz arbeiten sprichwörtlich auf Hochtouren. So rückt der Gipfel schnell in unerreichbare Ferne.
Wer sich also schon hierbei nicht sicher ist, engagiert besser gleich einen Bergführer. Denn sie verfügen über etwas, dass auch in der Ausbildung nur ansatzweise gelehrt werden kann: Erfahrung. Hocke vergleicht das mit dem Führerschein. Übung, Erfahrung und Menschenkenntnis kommen erst mit den Jahren, mit möglichst vielen Touren, die man auf Viertausender führt. Die vom VDBS ausgebildeten Bergführer können also schon früh einschätzen, was los ist. Reicht die Kondition aus, um den Gipfel sowie den folgenden Abstieg sicher zu bewerkstelligen? Sollte bei ersten Anzeichen der Höhenkrankheit direkt abgestiegen werden? Oder entwickelt sich der Kopfschmerz sogar zu einer ernsten Notfallsituation, in der jede Minute zählt? Letzteres passiert in den Alpen glücklicherweise nur sehr selten, weiß Hocke. Dafür seien die hiesigen Gipfel nicht hoch genug. Dennoch: Mit einem kompetenten Bergführer ist man mit Sicherheit auf Hochtour!
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