Die Natur unserer Alpen steht unter Druck: Immer mehr Menschen verbringen ihre Zeit in den Bergen. Zu Fuß, aber auch zunehmend mit dem Rad. Im Jahr 1996 wurde das olympische Cross-Country als bisher einzige Disziplin des Mountainbikesports in das Programm der Olympischen Spiele aufgenommen. Besonders aber der E-Bike-Boom bringt Jahr für Jahr mehr Radfahrer in die Alpen. Verständlich! Radfahren ist gesund, bringt Spaß und gilt – zumindest in der Stadt – als grüne Lösung. Doch das ist nicht überall so. In unberührter Natur sind Mountainbiker oft ungebetene Gäste, genießen keinen guten Ruf. Vielerorts gelten strenge Regeln. Wir schaffen einen Überblick, zeigen aber auch Lösungen für Konflikte. Denn in den Alpen gibt es genug Platz für alle.
Blaichach, im wunderschönen Allgäu. Eric Haufe ist Vorsitzender des Mountainbike Allgäu e. V. und kennt jeden Stein. Platz gebe es hier genug, für alle Bergfreunde, ganz egal welcher Sportart sie nachgehen, ist er sich sicher. Doch die Vereinsarbeit sei auch ein Geduldsspiel. Fünf legale Trails gibt es derzeit im Einzugsgebiet des Vereins. Dass dies kein zufriedenstellendes Angebot für knapp 600 Vereinsmitglieder und unzählige weitere Mountainbiker sein kann, liegt auf der Hand. Häufigstes Gegenargument ist der Naturschutz. Selbstverständlich aber braucht es Regeln, um Flora und Fauna vor Schäden zu schützen. Doch wie sehr greift dieses Argument wirklich?
Mountainbiketrails sind meist speziell angelegte Pfade oder Wege, die eigens für das Befahren mit Mountainbikes konzipiert sind. Diese Trails können unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Geländearten aufweisen, wie zum Beispiel Waldwege, felsiges oder wurzeldurchsetztes Terrain. Sie werden oft in natürlichen Landschaften angelegt und bieten Fahrern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Techniken auf dem Mountainbike zu verbessern.
Eins ist allen klar: Die Natur der Alpen muss geschützt werden. Das ist auch Haufe und seinen Mitgliedern klar. Daher hat der Verein die sogenannten Riding Rules ins Leben gerufen. „Dennoch wollen wir Mountainbike Trails fürs Allgäu! Respektvoll, mitanand.“ Naturschutz und Mountainbiken schließe sich keineswegs aus. Befolge man allein schon die erste Riding Rule, verhalte man sich grundsätzlich richtig: Bleibe auf bestehenden Wegen, heißt es da. „Fahre nicht querfeldein und schon gar nicht über eine kniehohe, blühende Biowiese und nebeneinander schon gleich drei Mal nicht!“
Die Riding Rules gehen aber noch weiter: Es wird der richtige Umgang mit Weidetieren und -zäunen erklärt, auf das unbedingte Einhalten von Wegsperrungen hingewiesen, und darauf, dass in der Morgen- und Abenddämmerung auf das Mountainbiken in der Natur aus Rücksicht gegenüber der Tierwelt verzichtet werden solle. Sogar eine grüne An- und Abreise wird empfohlen – bestenfalls gleich mit dem Rad. Halte man sich an all diese Regeln, sei Mountainbiken und Umweltschutz sehr gut miteinander vereinbar, fügt Haufe hinzu.
Dennoch: Der Bau und die Eröffnung weiterer Trails gehen auf Kosten des wertvollen, sensiblen Waldbodens. Ist das also wirklich noch vertretbar? Ja, meint Haufe. Neue Trails wurden bisher auch nur unter Einhaltung strenger Auflagen realisiert. Man prüfe sehr genau, wo und wie man Neuanlagen möglich machen kann, ohne die Natur zu schädigen. Die schmalen, manchmal nur wenige Zentimeter breiten Trails decken außerdem einen verhältnismäßig kleinen Prozentsatz des Bodens ab. Im Vergleich bewegen sich Wanderer meist auf wesentlich breiteren Wegen. Ebenso ist Bodenerosion nicht allein Problem der Mountainbiker. Wanderer und Pferde haben hier teils sogar größeren Einfluss auf die Natur. Unter Mountainbikern sei es aber ohnehin ein Unding bei Regennässe Trails zu befahren, das Hinterrad zu blockieren oder unnötig zu driften. Nicht zuletzt auch aus eigennützigen Zwecken. Denn wenn die Reifen tiefe Furchen hinterlassen, können Trails dadurch dauerhaft beschädigt werden. Um diesen Problemen Herr zu werden, engagieren sich die MTB-Vereine regelmäßig mit Trailbau- und Reparaturmaßnahmen. Damit wieder schwungvoll in den Flow gekommen werden kann, aber auch um der Natur etwas zurückzugeben.
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